22.06.2021, 07:51 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
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Deutsche Betriebe suchen vermehrt neue Lieferanten, erhöhen die Lagerhaltung und flexibilisieren ihre Produktion, um der akuten Rohstoffknappheit zu begegnen. Das geht aus der qualitativen Auswertung einer neuen Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages hervor. An der Umfrage beteiligten sich im Mai rund 320 Betriebe, die derzeit vom Mangel an Rohstoffen und Vorprodukten – etwa bei Holz, Kunststoff sowie Stahl und Aluminium – besonders betroffen sind. Viele von ihnen richten ihre Schichtmodelle und Fertigungsintervalle aktuell stark auf die Verfügbarkeit der Vorprodukte aus und nehmen eine kostenintensivere Beschaffung beispielsweise über Online-Portale oder Broker in Kauf. Einige Unternehmen berichten, dass sie vermehrt auf Überstundenabbau, Urlaub und Kurzarbeit bei ihrer Belegschaft setzen müssen, weil Rohstoffe und Vorprodukte für die Fertigung fehlen. Auch Produktionsstopps, eine teilweise Stilllegung von Anlagen sowie zurückgestellte Investitionen nehmen derzeit zu. Gleichzeitig prüfen Unternehmen kreative Wege, dem Mangel zu begegnen. Hierzu zählen neben einer verstärkten Eigenerzeugung oder der Nutzung alternativer Rohstoffe auch die Verwendung von Recyclaten sowie eine Veränderung der Produktzusammensetzung. Lieferzeiten teilweise verzehnfacht, Preise verdoppelt Aus der unternehmerischen Praxis berichten die Betriebe, dass einzelne Steuerungskomponenten aus Stahl, Kupfer und Kunststoff derzeit eine Lieferzeit von rund 100 Tagen haben. Regulär liegt sie bei zehn Tagen. Die Unternehmen produzieren daher größtenteils nur noch mit Einschränkungen, obwohl die Auftragsbücher jetzt nach der Krise wieder gut gefüllt sind. Bei Kunststoffen betragen die Lieferzeiten aktuell bis zu 32 Wochen, einzelne Kunststoffe sind seit mehr als zehn Wochen nicht mehr verfügbar. Das führt in der Spitze zu Preissteigerungen zwischen 50 und 100 Prozent im Kunststoffbereich. Auch Holz ist aktuell Mangelware, weshalb etwa in der Bauindustrie Paletten zur Lieferung fehlen. In der Verpackungsbranche mangelt es an Papier und Karton. Neuer Fokus für innerbetriebliches Krisen- und Risikomanagement Ein internes Krisen- und Risikomanagement bei Rohstoffen spielt eine immer wichtigere Rolle. Betriebe verfolgen beispielsweise engmaschige betriebsinterne Reportings bezüglich der Verfügbarkeiten sowie der Preisentwicklung – und passen ihre Produktion entsprechend an. Auch mit Blick auf ihre Kunden setzen die Unternehmen auf pragmatische Lösungen, indem Projekte flexibel gestaltet oder zeitlich verschoben werden. Perspektivisch sehen die Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft, dem Ausbau von Recycling sowie höherer Ressourceneffizienz wichtige Maßnahmen, um die Abhängigkeit von Rohstoffen zu verringern. Auch den Abbau von Handelsbeschränkungen mit anderen Ländern bewertet die Wirtschaft als zentrales Instrument, um den Zugang zu Rohstoffen zu verbessern. Langfristig könnten zudem die stärkere Erschließung heimischer Rohstoffe sowie ein Aufbau von Rohstofflagern in Deutschland und der EU mehr Versorgungssicherheit bringen. Ein weiterer Ansatz wäre, die Produktionskapazitäten in der EU zu erhöhen, beispielsweise durch die vermehrte Herstellung von Komponenten oder Vorprodukten, aber auch durch die Förderung von Schlüsseltechnologien, etwa dem Aufbau einer europäischen Halbleiterindustrie. Weitere Informationen: www.dihk.de |
Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V., Berlin
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