16.04.2009 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
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Im Rahmen eines vom Umweltbundesamt (UBA, www.umweltbundesamt.de) geförderten Forschungsprojektes untersuchten Biologen Mineralwasser auf dessen Belastung mit Umwelthormonen, sogenannten Endokrinen Disruptoren. „Wir wussten, dass Lebensmittel mit bestimmten Umwelthormonen kontaminiert sein können,“ erklärt Prof. Jörg Oehlmann, der das Projekt an der Frankfurter Goethe-Universität (www.uni-frankfurt.de) leitet. Ein prominentes Beispiel sei die Kunststoff-Komponente Bisphenol A, eine östrogenartig wirkende Chemikalie, die aus Polycarbonat-Flaschen auslaugen und so ins Lebensmittel gelangen kann. „Allerdings haben wir es in der Realität nicht nur mit einer einzelnen Chemikalie, sondern mit einer Vielzahl von Umwelthormonen zu tun,“ so Oehlmann weiter. Um diese sogenannten Cocktaileffekte einzubeziehen, haben sich die Wissenschaftler nicht auf eine einzelne Substanz konzentriert, sondern haben die gesamte Hormonaktivität von Mineralwasser gemessen. Martin Wagner führt das Forschungsprojekt im Rahmen seiner Doktorarbeit durch: „Mit einem genetisch veränderten Hefestamm haben wir zahlreiche Mineralwassermarken auf deren Östrogenaktivität untersucht. Enthält das Wasser Umwelthormone, die dem weiblichen Sexualhormon ähneln, können wir deren Bindung an den menschlichen Östrogenrezeptor messen und so Aussagen über die hormonelle Belastung des Mineralwassers treffen.“ Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Frankfurter Ökotoxikologen nun in der angesehenen Fachzeitschrift ‚Environmental Science and Pollution Research’ veröffentlicht. In zwölf der 20 untersuchten Mineralwassermarken konnten sie eine erhöhte Hormonaktivität nachweisen. „Zu Beginn unserer Arbeiten hatten wir nicht erwartet, eine so massive östrogene Kontamination in einem Lebensmittel vorzufinden, das strengen Kontrollen unterliegt,“ sagt Wagner. „Allerdings mussten wir feststellen, dass Mineralwasser hormonell betrachtet in etwa die Qualität von Kläranlagenabwasser aufweist.“ Umwelthormone aus Kunststoffverpackung Mit ihren Versuchen konnte das Frankfurter Forscherteam zudem belegen, dass zumindest ein Teil der Umwelthormone aus der Kunststoffverpackung stammt. „Wir haben Mineralwasser aus Glas- und Plastikflaschen verglichen und konnten zeigen, dass die östrogene Belastung in Wasser aus PET-Flaschen etwa doppelt so hoch ist, wie in Wasser aus Glasflaschen,“ so Wagner. Ein Grund dafür könnte das Auslaugen von Additiven, wie zum Beispiel Weichmachern, aus den PET-Flaschen sein. Dazu Oehlmann: „Wenn sich herausstellt, dass das Auslaugen von Endokrinen Disruptoren aus Kunststoffverpackungen ein generelles Phänomen ist, würde dies bedeuten, dass nahezu die gesamte Bandbreite unserer Lebensmittel hormonell belastet ist.“ Gesundheitliches Risiko noch unklar Noch können die Ökotoxikologen nicht abschätzen, ob die östrogene Kontamination des Mineralwassers ein gesundheitliches Risiko darstellt. Jörg Oehlmann: „Unsere Ergebnis belegen zwar, dass wir mit einer größeren Menge an Umwelthormonen in Kontakt kommen als bisher vermutet, allerdings wissen wir noch nichts über deren Aufnahme und Abbau im menschlichen Körper.“ Welche Substanzen genau für die hormonelle Belastung im Mineralwasser verantwortlich sind, ist noch nicht geklärt. Das Frankfurter Team arbeitet derzeit an deren Identifizierung. |
Johann Wolfgang Goethe-Universität - Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Frankfurt
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