03.06.2009 | Lesedauer: ca. 7 Minuten |
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Antrieb durch steigende Rohstoffnachfrage / Zunehmende Konzentration und Internationalisierung Frankreichs Recycling-Industrie ist voll auf dem Wachstumspfad. Die Rohstoffproduktion stieg 2008 um 8% auf 39 Mio. t. Offizielles Ziel ist es, die Recycling-Quote bis 2012 um 35% und bis 2015 um 45% zu erhöhen, wobei auch die hohe Rohstoffnachfrage im In- und Ausland neue Impulse schafft. Die Branche zeigt eine Tendenz zur Konzentration, sei es durch Übernahmen oder die Verbreiterung des Geschäftsfeldes. Für deutsche Unternehmen bieten sich langfristig in fast allen Segmenten gute Geschäftschancen. (Internetadressen) Die Produktion wiederverwertbarer Rohstoffe beläuft sich in Frankreich auf etwa 39 Mio. t. Die höchsten Zuwachsraten verzeichnen die Produktgruppen Textil, Papier & Karton, Holz & Paletten, Kunststoffe und Nichteisenmetalle. Wiederaufbereitet werden überwiegend Haushaltsabfälle (28 Mio. t), kommunaler Müll (14 Mio. t) und Industrieabfälle (90 Mio. t). Die gesamte wiederaufbereitete Menge von 132 Mio. t pro Jahr entspricht laut der Umweltagentur Ademe nur 16% des gesamten Abfallvolumens von 849 Mio. t, das auch 717 Mio. t aus der Landwirtschaft und dem Baugewerbe einschließt. Alteisen war 2007 das meist wiederverwertete Produkt, wobei die Produktion von Eisenschrott aber infolge der geringeren Industriegüterproduktion (hauptsächlich Autos und langlebige Konsumgüter) leicht zurückging. Der Zweig Eisen und Nichteisenmetalle ist mit rund 1.000 Betrieben und 10.600 Beschäftigten auch der größte der Recycling-Industrie. Voll im Aufschwung befinden sich dagegen Papier und Kunststoffe. In Frankreich ist Recycling-Papier mit rund 60% der wichtigste Rohstoff der Papierindustrie. Die Industriegruppe Revipap vereint 43 Mitgliedsunternehmen, die 95% der Produktion bestreiten. Ein relativ neues Geschäftsfeld bietet die Verwertung ausgedienter Elektro(nik)-Altgeräte (D3E - déchets équipments électriques et électroniques). Die Brüsseler Richtlinie von 2003, die die Hersteller zur Rücknahme verpflichtet, wurde erst Ende 2006 in französisches Recht umgesetzt. Die Regierung richtete diverse Sammlungs- und Recycling-Zentren ein, die produktspezifisch operieren - wie etwa Récyclum für Lampen, Screlec und Corepile für Batterien oder Ecologic, Ecosystèmes und European Recycling Platform für weitere Produkte. Dennoch ist Frankreich mit 2,7 kg D3E pro Einwohner gegenüber dem Brüsseler Ziel von 4 kg deutlich im Rückstand. Während 2007 rund 1,6 Mio. t neuer Produkte auf den Markt kamen, wurden nur 172.000 t recycelt. Die Umweltagentur Ademe mutmaßte, dass Frankreich 2008 mit 350.000 t die Brüsseler Vorgabe erfüllen könnte. Den jährlichen D3E-Anfall von Unternehmen und Haushalten schätzte Ademe auf 1,7 Mio. bis 2,0 Mio. t mit Jahreszuwächsen zwischen 3 bis 5%. Der Umweltgipfel "Grenelle de l´environnement" setzte 2007 die Zielvorgabe, die Recycling-Quote bis 2012 um 35% und bis 2015 um 45% zu erhöhen. Die wachsende Notwendigkeit der Sammlung von wiederverwertbaren Abfällen hat neben dem ökologischen Nutzen nunmehr auch ein zweites starkes ökonomisches Argument in der weltweiten Verknappung und Verteuerung der Rohstoffe. Bisher sichert die Recycling-Branche der französischen Industrie etwa die Hälfte des nicht-energetischen Rohstoff-Inputs. Die Segmente Papier und Kunststoffe profitierten zudem von wachsenden Absatzmärkten in Asien, insbesondere der VR China. Die wachsende Nachfrage im In- und Ausland wie auch das noch längst nicht ausgeschöpfte Potential schaffen den Rahmen für neue Investitionen und Geschäftschancen. Laut der Invest in France Agency bestanden Mitte 2008 zehn neue Projekte, wovon vier durch ausländische Unternehmen durchgeführt wurden: Wellmann France Recyclage in Verdun, Freudenberg Politex in Colmar, Amcor (La Seda) in Ste-Marie-la-Blanche und Sorepla (Envipco) in Neufchâteau. Als Erfolgsmodell gilt die spanische Urbaser-Gruppe, Weltmarktführer bei Methangewinnungsanlagen. Urbaser Environnement de Montpellier gewann 2007 die Aufträge für zwei Zentren zur Sammlung, Verbrennung und Methanisierung von Haushaltsabfällen in Romainville-Bobigny (Ile-de-France) und Pointe-à-Pitre, der Hauptstadt von Guadeloupe. Das Romainville-Projekt kostet 230 Mio. Euro und ist die bisher größte europäische Anlage mit einer Kapazität von 322.500 t pro Jahr, wovon die Hälfte methanisiert wird. Auf Guadeloupe wird die 200 Mio. Euro teure Anlage jährlich 140.000 t Müll verarbeiten. Der Konzern will weiterhin kräftig expandieren - vor allem durch die Übernahme von Familienunternehmen in den Zweigen Sammlung, Transport und Recycling mit einem Jahresumsatz zwischen 30 Mio. und 300 Mio. Euro. Ein gemeinsames Unternehmen zum Recycling von Autos beschlossen Renault und die Suez-Tochter Sita durch die Übernahme des Familienbetriebs Indra Investissement. Indra ist verbunden mit einem Netz von 230 spezialisierten Demontageunternehmen. Sita war bereits 2001 bei Indra eingestiegen mit einem Pilotprojekt für die Demontage von jährlich 10.000 Fahrzeugen. Dem Pilotprojekt soll jetzt die industrielle Phase folgen mit Investitionen von 100 Mio. Euro in den nächsten fünf Jahren. Recycelte Kunststoffe finden sich bereits in den Renault-Modellen Eco 2 und Laguna III, weitere Chancen der Wiederverwertung soll eine neue Arbeitseinheit "Renault Environnement" ergründen. Das Unternehmen Recupyl aus Domène (Isère) entwickelte ein neues Verfahren, das eine fast vollständige Wiederverwertung (98%) der Metalle in Lithium-Ion-Batterien ermöglicht - vornehmlich aus Handys und Notebooks, aber auch Digitalkameras, Camcordern oder Elektroautos. Der Recupyl-Prozess gilt als kostengünstig und auch exportfähig. Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt wurde das Verfahren nach Singapur verkauft für eine Großanlage mit einer Jahreskapazität von 320 t Lithium-Ion-Batterien. Drei weitere Projekte sind programmiert, darunter eins im Vereinigten Königreich (September 2008) und ein weiteres in Frankreich (2009). Veolia Propreté erweitert für 15 Mio. Euro die Anlage Arc-en-Ciel in Couëron für Haushalts- und Industrieabfälle. Die Kapazität der Behandlung und Verbrennung von Haushalsmüll steigt damit um fast die Hälfte auf jährlich 25.000 t. Bei den einfachen Industrieabfällen (DIB - déchets industriels banals) wird eine Verbesserung des Verfahrens angestrebt mit dem Ziel der Optimierung der Trennung von Holz, Kunstoffen, Eisen und Papier &Pappe. Ab 2009 sollen 100.000 t DIB aus der Region Loire-Atlantique behandelt werden mit dem Ziel einer Wiederverwertung zwischen 70 bis 80%. Im D3E-Zweig betreibt Veolia Propreté landesweit fünf Zentren mit einer Kapazität von jährlich 90.000 t und einer Recycling-Quote von 81%, ein sechstes mit 60 Beschäftigten entsteht in Aix-en-Provence. Ein Projekt wurde Mitte 2008 gemeinsam mit dem Partner Thomson in Angers in Betrieb genommen. Weitere wichtige Akteure sind Sita France (Suez Environnement) und CFF Recycling. Bereits 2006 in den Teilmarkt eingestiegen ist Paprec (Nummer eins im Recycling von Kunststoffen) durch die Übernahme einer 50%-Beteiligung am D3E-Unternehmen Valdelec von der deutschen EnBw-Tochter U Plus. Auch ausländische Unternehmen interessieren sich für den Markt. Die schweizerische Immark wollte 2008 für 10 Mio. Euro ein Anlage in Beaucaire (Gard) mit einer Jahresleistung von 40.000 t eröffnen. Im Fachverband Federec sind insgesamt 2.450 Unternehmen mit 31.850 Beschäftigten repräsentiert. Der Umsatz der Branche (Sammlung, Recycling, Verwertung) stieg 2007 um 10% auf 10,8 Mrd. Euro. Im Jahr 2000 betrug der Umsatz erst 5,7 Mrd. Euro, steil aufwärts ging es vor allem in den Jahren 2004 und 2006 mit Zuwächsen um über 25%. Nach Produkten entfiel der Großteil des Umsatzes auf Eisen (28%) und Nichteisenmetalle (43%) vor Papier & Karton (9%), einfachen gemischten Industrieabfällen (8%), Textilien (2%) sowie Kunstoffen, Paletten und Glas mit jeweils 1% (Rest 15%). Tendenziell hat die französische Recycling-Industrie ihr Spektrum seit 2000 kontinuierlich verbreitert. Der Anteil der Unternehmen mit drei und mehr Zweigen stieg von 10 auf 35%, parallel sank der Anteil der monostrukturierten Betriebe von 52 auf 28%. Die Investitionen der Recycling-Industrie beliefen sich 2007 auf 485 Mio. Euro nach 590 Mio. Euro im Vorjahr, die Jahre 2000 bis 2005 lagen mit einem Durchschnittswert von 370 Mio. Euro weit darunter. Eine ganze Reihe von Unternehmen haben sich auf bestimmte Materialien spezialisiert - wie Aliapur (Gummireifen), Valorplast (Kunststoffe und Haushaltsverpackungen), Ecopse (Polystyrol), Recyfilm (Kunststofffolien), Ecofut (Kunststoffbehälter), Motus-véolia (Papier und Dokumente) oder Adivalor (Agrarabfälle). Der Export von wiederverwertbaren Rohstoffen erhöhte sich 2007 um 11% auf 8,3 Mio. t (+10,7%), die größten Abnehmerländer waren Spanien und die VR China. Eine hohe Auslandsnachfrage nach recycelten Rohstoffen verzeichnet insbesondere der Papierzweig. Laut Revipap steigerte Frankreich seinen Altpapierexport 2007 um 6% auf 2,1 Mio. t. Vor allem die Nachfrage aus der VR China nimmt rapide zu, in den letzten vier Jahren hat sich der Export nach Asien auf 411.000 t verdoppelt, der Großteil ging in die VR China. Dies hat laut Revipap Rückwirkungen im Inland, insofern der Export die Versorgung der eigenen Papierindustrie zunehmend gefährdet. Die Verknappung treibt zudem den Altpapierpreis, der pro Tonne im Mai 2008 mit 168 Euro um 60% über dem Vorjahresniveau lag. Internetadressen: Fédération des entreprises de recyclage (Federec) www.federec.com Groupement Français des papetiers utilisateurs de papiers recyclés (Revipap) www.revipap.com Agence de l´Environnement et de la maîtrise de l´énergie www.ademe.fr Ministère de l´Écologie, de l´Énergie, du Développement durable et de l´Aménagement du territoire www.developpement-durable.gouv.fr Ministère de l´Économie, de l´industrie et de l´emploi www.minefe.gouv.fr Umweltprogramm www.legrenelle-environnement.fr Fachzeitschriften www.usinenouvelle.com www.industrie-technologies.com Umweltmessen Pollutec Horizons (1.12. bis 4.12.2009), Eurexpo Lyon www.reedexpo.fr ![]() |
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