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27.10.2008 | Lesedauer: ca. 6 Minuten    

Nachlese: 13. Internationales Polyester Recycling Forum am 1. Oktober 2008 in Bad Oeynhausen

Das 13. Internationale Polyester Recycling Forum der Dr. Thiele Polyester Technology (www.polyester-technology.com) fand in diesem Jahr am Sitz der Gneuß Kunststofftechnik GmbH (www.gneuss.com) in Bad Oeynhausen statt. Anders als gewöhnlich in einem renommierten Tagungshotel konnte die Konferenz die zum 25. Gneuß Firmenjubiläum (Siehe plasticker-News vom 7.10.2008) auf dem Firmengelände aufgestellten Festzelte als Tagungsräume nutzen. Ungewöhnlich wie das Ambiente war auch die hohe Teilnehmerzahl, die das große Interesse an der Entwicklung der Polyester-Recyclingindustrie verdeutlicht. Die über 140 Teilnehmer und Gäste aus allen Teilen Europas und aus Südamerika konnten sich in 14 Vorträgen über die neuesten Entwicklungen sowohl der Rohstoffmärkte als auch der Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse von Regeneraten aus PET-Flaschen informieren.

Der Markt
Als Einleitung zeichnete Andrew Noone von PCI ein Bild von der Größe und Dynamik des Marktes der aus gesammelten PET-Flaschen gewonnenen Regenerate. In 2007 wurden danach weltweit 4,53 Mio. t PET-Flaschen gesammelt und zu 3,64 Mio. t Flakes oder Granulat verarbeitet. Mit 2,6 Mio. t stellen Fasern den immer noch größten Anteil an Endprodukten, gefolgt von 0,39 Mio. t für die Flaschenherstellung, 0,37 Mio. t für A-PET-Folien, 0,17 Mio. t für Verpackungsbänder sowie 0,12 Mio t für sonstige Anwendungen. Bis 2010 soll das Gesamtaufkommen an gesammelten PET-Flaschen bei knapp unter 6 Mio. t liegen, was ein jährliches Wachstum von durchschnittlich > 15% darstellt.

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Die Herstellung von PET-Flakes
Ein wichtiges Problem des dynamisch wachsenden PET-Recyclingmarktes stellen die stetig steigenden Ansprüche an die Qualität der Regenerate dar, die sich schrittweise dem Qualitätsniveau von Neuware annähern. Frau Dr. Ing. Martina Lehmann von MAKSC GmbH diskutierte Probleme der Qualitätskontrolle und Verlässlichkeit von Analysenmethoden für PET-Regenerate und informierte über Wege zur Einführung von Qualitätsstandards. Benötigt werden verbindliche Analysenmethoden, die schnell und einfach eine reproduzierbare Messung der Flake- oder Regranulatqualität ermöglichen. Unmittelbar damit im Zusammenhang stehen die von der S+S GmbH präsentierten Verfahren zur effizienten Sortierung vor und nach der eigentlichen Aufbereitung der PET-Flaschen zu Flakes. Dank der konzertierten Anwendung verschiedener Detektionsmethoden wie Multikanal-Hochfrequenz-Detektoren, CCD-Kamera mit Bildverarbeitung und NIR-Sensoren können Metalle, Fremdpolymere und Fremdstoffe erkannt und computergesteuert bei hohen Durchsatz- und Trennleistungen aussortiert werden.

Bei der Flakeherstellung gibt es unterschiedliche Ansätze. Werner Herbold von der Herbold Meckesheim GmbH stellte ein robustes Verfahren zur Flakeaufbereitung vor, das keine besonderen Ansprüche an die Qualität der gesammelten Flaschen stellt. Neben einem neu entwickelten Schneidgranulator mit Zwangseinspeisung richtet sich das Augenmerk auf ein intelligentes System der Wasserführung und -aufbereitung.

Einen anderen Ansatz wählte die Krones AG, der von Bernd Esmarch präsentiert wurde. Durch die Kombination von gezielter Rohstoffselektion aus bekannten Quellen, der Begrenzung auf eine kompakte Anlagenkapazität von 500 bis 1.000 kg/h und einer speziellen Heißwäsche produziert der neue Krones-Prozess PET-Flakes, die den Anforderungen der Lebensmitteltauglichkeit nach FDA genügen und die direkt wieder zur Herstellung von PET-Flaschen eingesetzt werden können.

Passend zu Fragen der Prozessentwicklung stellte Holger Bachmann von Lurgi Zimmer GmbH die der PET-Recyclingindustrie offen stehenden analytischen Methoden zur Qualitätskontrolle sowie Labor- und Technikumsausrüstungen zur Entwicklung und Modifizierung von Polyestermaterialien vor.

Die Verarbeitung von PET-Flakes
Mit der jüngsten Neuentwicklung der Firma Gneuß Kunststofftechnik GmbH stellte Dr. Axel Hannemann das Multi Rotationssystem (MRS), einen speziellen Mehrwellenextruder mit großer Oberflächenneubildung und Vakuumentgasung vor. Zusammen mit den prozess- und druckkonstant arbeitenden automatischen Filtersystemen und einem neu entwickelten online Viskosimeter stehen jetzt neue Komplettlösungen zur Herstellung von Folien, Verpackungsbändchen und Granulaten mit zukunftsweisender Technologie zur Verfügung. Für die Verarbeitung von PET ohne Vortrocknung auf Doppelschneckenextrudern mit Vakuumentgasung hat die Firma Coperion, vormals W&P zweifelsfrei eine Vorreiterrolle und somit seit der K`92 16 Jahre Erfahrung. Sabine Schönfelder stellte die für die Verarbeitung von PET-Flakes wichtigen Prozessmerkmale vor, wobei kurze Verweilzeiten, ständige Oberflächenerneuerung der Schmelze und moderate mechanische Beanspruchung ausschlaggebend für eine effiziente Entfernung der Feuchtigkeit bei geringem hydrolytischen Abbau darstellen. Die dazugehörenden Maschinenkonzepte wurden diskutiert. Dr. Thomas Winkelmann von KraussMaffei Berstorff berichtete in seinem Beitrag über die Verarbeitung von ungetrocknetem PET auf dem co-rotierenden Doppelschneckenextruder ZE. Dabei war interessant, dass insbesondere bei hohen Feuchtewerten von > 4500 ppm eine Korrelation zwischen Feuchte und IV-Abbau zu beobachten ist. Die Zusammenhänge zwischen IV-Abbau, Vakuum und Schneckendrehzahl wurden ebenfalls dargestellt. Vorteile der Verfahrensweise gegenüber der herkömmlichen Technologie sind reduzierte Kosten sowie Erhöhung von Effektivität und Flexibilität. Andreas Blin von Brückner Formtec GmbH beleuchtete die Herstellung von A-PET-Folie aus PET-Flaschen-Flakes mit Blick auf Anlagen hoher Ausstoßleistung. Innovation dabei ist eine XL-Gießwalze, bei der der austretende Schmelzefilm elektrostatisch angelegt und nicht im Glättwerk kalandriert wird.

Ein Anwendungsbeispiel der neuen MRS-Technologie von Gneuß zur Herstellung von hochfesten Verpackungsbändchen aus PET-Flaschen-Flakes ohne Vortrocknung wurde von Dr. Lorenzo Maldarelli von Sima s.r.l. vorgestellt. Sima als Marktführer für Anlagen zur Herstellung von Verpackungsbändchen entwickelt damit zusammen mit Gneuß einen Prozess, der die Kosten für Material, Investition, Instandhaltung und Energie reduziert und damit herkömmliche Verfahren ersetzen kann.

Das zurzeit noch größte Anwendungsgebiet für PET-Flaschen-Flakes ist die Herstellung von Stapelfaser. Erwin Glawion von Fleissner GmbH präsentierte eindrücklich und sehr anschaulich die Einflussfaktoren der Schmelzequalität von PET-Rezyklaten auf den Spinnprozess und erläuterte die Entstehungsursachen der wichtigsten Spinnfehler. Wie bei den vorher besprochenen Verfahren maß auch Herr Glawion der druck- und prozesskonstanten Schmelzefiltration bei der Verspinnung von Polyesterregeneraten zu hochwertigen Fasern eine Schlüsselfunktion zu.

Sabine von Bila-Natzmer und Söhnke Friedebold stellten den Einsatz der Stapelfasertechnologie der Firma Oerlikon Neumag im Bereich Polyester-Recycling vor. Am Beispiel der Errichtung einer Stapelfaseranlage auf Basis von PET-Flaschen in Russland demonstrierte Herr Friedebold an Hand von eindrucksvollen Bilddokumenten, wie Probleme bei der Errichtung einer derartigen Technologie in der genannten geographischen Region zu meistern sind. Sowohl bei der Flakeaufbereitung als auch bei der Faseranlage wurden kundenspezifische Lösungen und Kompromisse gefunden, die einerseits eine vernünftige Faserproduktion und andererseits den auf den Kunden zugeschnittenen Investitionsaufwand berücksichtigten.

Weiter im Aufwind sind Verfahren, die aus den gesammelten PET-Flaschen wieder lebensmitteltaugliche Granulate herstellen. Für die Bühler AG als Marktführer für Anlagen zur Festphasenpolymerisation (SSP) stellte Herr Christel die breiter werdende Palette der "bottle-to-bottle" (B-2-B) Technologien vor. Die Kombination eines herkömmlichen Kristallisators mit der Direktkristallisation, bei der das nach dem Granulieren noch heiße Granulat nicht abgekühlt wird, reduziert Invest- und Energieaufwändungen. Ein anderes vorteilhaftes Verfahren ist die SSP von PET- Flaschen-Flakes unter Stickstoffatmosphäre. Die große Oberfläche der Flakes garantiert hohe Reaktionsgeschwindigkeiten, was zu kurzen Verweilzeiten und geringen spezifischen Ausrüstungs- und Energiekosten führt. Alle Bühler SSP-Verfahren dienen gleichzeitig der effizienten Dekontamination und gewährleisten die Lebensmitteltauglichkeit nach FDA.

Gneuß Kunststofftechnik GmbH + Dr. Thiele Polyester Technology, Bad Oeynhausen + Bruchköbel

» insgesamt 3 News über "Gneuß Kunststofftechnik + Dr. Thiele Pol" im News-Archiv gefunden

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