plasticker-News

Anzeige

29.08.2008 | Lesedauer: ca. 6 Minuten    

Hongkong: Kunststoffmaschinenimporte sanken im ersten Halbjahr 2008 um 14%

Hongkongs Händler versorgen die Betriebe im benachbarten Südchina mit der notwendigen Fertigungstechnologie. Doch die dortige Industrie befindet sich in einem raschen Umstrukturierungsprozess und die Maschinennachfrage sinkt in zahlreichen Sparten. Trotzdem legte der Maschinen- und Anlagenhandel der Sonderverwaltungsregion (SVR) 2007 sowie im 1.Halbjahr 2008 weiter zu. Erfolgreich haben es die Export-/Importgesellschaften verstanden, sich neue Märkte zu erschließen.

Hongkongs Maschinen- und Anlagenhandel erreichte 2007 einen neuen Rekordwert. So legten die gesamten Ausfuhren und Einfuhren um rund 6% auf über 31 Mrd. US$ zu. Auch für 2008 erwarten Händler ein gutes Geschäft. Zur Jahresmitte zeichnete sich noch kein Ende des Wachstums ab. Die entsprechenden Importe und Exporte wuchsen zwischen Januar und Juni um rund 7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Anzeige

China ist der mit Abstand wichtigste Kunde, aber zugleich auch einer der bedeutendsten Lieferanten von Maschinen und Anlagen. Im Jahr 2007 stammten rund ein Drittel aller Brancheneinfuhren Hongkongs aus der Volksrepublik, während über 60% der Maschinenausfuhren dorthin gingen. Insgesamt wuchs der Warenaustausch mit dem "Reich der Mitte" um rund 8% gegenüber 2006. Doch im 1. Halbjahr 2008 schrumpfte er um rund 3%.

Ursache für das rückläufige China-Geschäft ist vor allem der industrielle Umstrukturierungsprozess in der benachbarten Provinz Guangdong. Dort gibt es nach Angaben des halbstaatlichen Trade Development Council (TDC) bis zu 80.000 Fabriken im Besitz von Honkonger Investoren. Doch die Stimmung unter ihnen ist angesichts rasanter Kostensteigerungen schlecht. Nicht wenige überlegen nach Umfragen des TDC sowie der Association of Hongkong Industries zumindest Teile ihrer Fertigung zu verlagern.

Besonders betroffen sind lohnintensive Branchen der klassichen Leichtindustrie. Sie müssen den Standort wechseln oder sich höher positionieren und in ihre Fertigung investieren. Allerdings können sich nicht viele Unternehmen, angesichts der schrumpfenden Margen, umfangreiche Investitionen leisten. Liquidität für teure Anschaffungen ist nicht vorhanden und die Banken geben sich angesichts der weltweiten Kreditkrise zugeknöpft.

Dies macht sich auch in der Hongkonger Zollstatistik bemerkbar. So schrumpften die Einfuhren von Textilmaschinen, einer der größten Einfuhrkategogrien im Maschinenbereich, im ersten Halbjahr 2008 um 4%. Die entsprechenden Reexporte nach China gingen sogar um 9% zurück. Die Kunststoffmaschinenimporte der SVR sanken derweil sogar um 14%. Auch bei den Werkzeugmaschinen verzeichnete das Statistikamt einen Rückgang um 15%.

Japan, der wichtigste Technologielieferant für die südchinesische Industrie, leidet besonders unter dem Restrukturierungsprozess. So gingen Hongkongs Maschinenimporte aus dem "Land der aufgehenden Sonne" im ersten Halbjahr 2008 um knapp 1% zurück. Die Konkurrenz aus Deutschland konnte sich gegen den Trend stemmen und ihre Lieferungen um rund 18% steigern, und zwar auch in stark rückläugigen Sparten.

So stiegen beispielsweise Hongkongs Textilmaschinenimporte "made in Germany" im ersten Halbjahr 2008 um 17%. Zwar verlagern immer mehr Bekleidungshersteller die Fertigung ihrer preiswerten Massenwaren ins Hinterland. Die Herstellung von Qualitätsprodukten und Saisonware lassen sie aber überwiegend im Perlflussdelta. Um die gestiegenen Kosten aufzufangen, müssen sie jedoch rasch modernisieren, wobei sie auf hochwertige Anlagen und Hightech zurückgreifen, wovon vor allem deutsche Anbieter profitieren können. Die Doppelstrategie fahren auch zahlreiche andere Branchen der Leichtindustrie.

Die Maschinenbauer aus Taiwan und Korea (Rep.), die mit zuverlässigen und preiswerten Anlagen vor allem auf die Marktmitte abzielen, mussten derweil Federn lassen. Ihre Lieferungen in die SVR gingen in den ersten sechs Monaten um jeweils rund 9% zurück.

Wenn es zahlreichen Betrieben nicht gut geht, darf nicht vergessen werden, dass einzelne Sparten im Rahmen des Umstrukturierungsprozesses kräftig wachsen. Allen voran die Kfz-Industrie sowie die Metallbranche. Hongkongs Motorenimporte stiegen im 1. Halbjahr 2008 um nahezu ein Viertel (Deutschland: +73%). Bei Anlagen zur Metallbearbeitung verzeichnete die Statistik ein Plus von 12% (Deutschland: +17%)

Hongkongs Maschinenhändlern bereitet zudem die relativ schlechte Auftragslage in Südchina nur bedingt Sorgen, denn sie haben ihr Geschäft erfolgreich von der Konjunktur in der Volksrepublik abkoppeln und neue Märkte und Zulieferer erschließen können. Sie wollen insbesondere die SVR stärker zur Handelsdrehscheibe für den gesamtasiatischen Markt ausbauen.

So befindet sich die Maschinennachfrage aus den südostasiatischen Nachbarstaaten im Aufwind. Nach der Finanzkrise von 1997/98 waren die meisten Länder nahezu in Vergessenheit geraten und die ausländischen Investoren konzentrierten sich fast ausschließlich auf China. Doch nun erlebt die Region eine kleine Renaissance. Hongkongs Maschinenausfuhren nach Indonesien und auf die Philippinen stiegen im ersten Halbjahr 2008 um jeweils rund 17%, nach Malaysia um 20%.

Von noch größerer Bedeutung für Hongkongs Handelsgesellschaften sind indes die neuen Wachstumsmärkte in Asien. In Vietnam, das vom International Herald Tribune bereits als das "Neue China" bezeichnet wird, haben sich die meisten der aus der Volksrepublik abziehenden Fabriken angesiedelt. Die Maschinenausfuhren dorthin stiegen in den ersten sechs Monaten 2008 um mehr als ein Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Auch Indien gewinnt rasch an Bedeutung. Im Jahr 2007 waren Hongkongs Maschinenexporte auf den Subkontinent nur halb so hoch wie die entsprechenden Lieferungen nach Vietnam. Doch in den ersten beiden Quartalen 2008 verzeichnete die Zollstatistik eine Zunahme von über 80%.

Sowohl 2006 als auch im 1. Halbjahr 2007 war Deutschland für Hongkongs Händler sowie die Industrie im nahe gelegenen Perlflussdelta nach Japan - chinesische Einfuhren nicht eingerechnet - der wichtigste Technologielieferant. Der Abstand zur Konkurrenz aus dem "Land der aufgehenden Sonne" ist allerdings enorm. So lieferten japanische Maschinenbauer 2006 Anlagen im Wert von knapp 3,6 Mrd. $ in die SVR, das entspricht einem Lieferanteil von fast 23% (Deutschland: 7%). Immerhin steigerten sie zwischen Januar und Juni 2007 ihre Umsätze nur noch um bescheidene 1%.

Nicht alle Sparten des Maschinenbaus konnten in den ersten beiden Quartalen 2007 zulegen. Besonders schwach entwickelten sich die Importe von Anlagen, die für die klassische Leichtindustrie bestimmt sind. In Südchina verliert diese angesichts ständig steigender Löhne und Grundstückspreise stetig an Wettbewerbsfähigkeit. Beijing führte zudem zur Jahresmitte 2007 fiskalische Maßnahmen zur "Abstrafung" von Branchen mit geringer Wertschöpfung ein. Besonders betroffen sind die sogenannten Veredelungsbetriebe, die sich überwiegend im Süden des Landes sowie in der Hand von Hongkonger Investoren befinden.

Die ohnehin schon niedrigen Margen der Hersteller von Plastikwaren, Spielzeug oder Bekleidung werden daher weiter sinken. Nicht wenige Betriebe könnten daher - der halbstaatliche Trade Development Council (TDC) spricht von bis zu 14.500 Unternehmen - in Konkurs gehen oder in andere Billiglohnländer Asiens abwandern. Dieser sich abzeichnende Prozess macht sich bereits in der Hongkonger Zollstatistik bemerkbar. So sanken beziehungsweise stagnierten im ersten Halbjahr 2007 die Einfuhren von Textil- und Kunststoffmaschinen.

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

» insgesamt 374 News über "bfai" im News-Archiv gefunden

Ihre News im plasticker? Bitte senden Sie Ihre Pressemitteilungen an redaktion@plasticker.de!


» zurück zum Seitenanfang


Aktuelle Geschäftskontakte
Top News / Meist gelesen
plasticker Newsletter
Wir informieren Sie schnell, umfassend und kostenlos über das, was in der Branche passiert.

» Jetzt anmelden!

» Weiterempfehlen

Machen Sie Ihre Reste zu Geld!
Sie haben Neuware-Restmengen, Mahlgüter oder Produktionsabfälle?

Dann veräußern Sie diese kostenlos
in der Rohstoffbörse.

Für Ihre ausrangierten Maschinen und Anlagen finden Sie Abnehmer in der Maschinenbörse.
Neue Fachbücher
IKT: Lehrbuch „Kunststofftechnik – Einführung und Grundlagen“ in neuer Auflage

Das Lehrbuch „Kunststofftechnik – Einführung und Grundlagen“ von Prof. Dr.-Ing. Christian Bonten, dem Leiter des Instituts für Kunststofftechnik an der Universität Stuttgart, IKT, ist in seiner vierten Auflage erschienen (Carl Hanser-Verlag, München, 557 Seiten, Flexibler Einband, 4c, 69,99 Euro).

Aktuelle Rohstoffpreise