13.02.2009 | Lesedauer: ca. 6 Minuten |
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bvse-Branchenumfrage: Rabenschwarzes Jahr erwartet „Das neue Jahr hat genauso schlecht begonnen wie das alte Jahr endete. Unsere Branche hat so einen Absturz von Nachfrage und Preisen noch nicht erlebt. Ob im Inland oder im Exportgeschäft, die Uhren scheinen stillzustehen. Die Umfrage zeigt ganz eindeutig, dass unsere Mitgliedsunternehmen ein rabenschwarzes Jahr erwarten“, erklärte Burkhard Landers, Präsident des bvse-Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (www.bvse.de) bei der Präsentation seiner Branchenumfrage. Die mehr als 600 bvse-Mitgliedsunternehmen gehen für 2009 von einem drastischen Rückgang des Umsatzes von 10 Prozent aus, nachdem in 2008 noch ein Umsatzwachstum von knapp zwei Prozent erzielt werden konnte. bvse-Präsident Burkhard Landers: „Laut dem Ergebnis unserer Branchenumfrage schlägt sich dieser Umsatzeinbruch leider auch direkt bei der Beschäftigung nieder. Wir erwarten einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen um über fünf Prozent, nachdem in 2008 noch ein Zuwachs von immerhin knapp einem Prozent verzeichnet werden konnte. In diesen Zahlen sind die negativen Effekte der Einführung des Mindestlohnes noch nicht enthalten.“ Das letzte Geschäftsjahr konnte aufgrund der starken ersten Jahreshälfte noch einen positiven Abschluss finden. Von daher bewerteten 4,8 Prozent der bvse-Mitglieder das letzte Jahr mit sehr gut, 24,2 Prozent mit gut und 26 Prozent mit befriedigend. Ausreichend bewerteten das letzte Jahr 14,5 Prozent, mangelhaft und ungenügend jeweils 4,8 Prozent. Ein völlig anderes Bild ergibt sich, wenn es um die Bewertung des laufenden Jahres geht. Auf die Frage, wie die Unternehmen die eigene wirtschaftliche Lage für 2009 einschätzen, antworteten je 7,9 Prozent mit gut beziehungsweise befriedigend, 41,3 Prozent antworteten mit ausreichend und schon 38,1 Prozent mit mangelhaft und 4,8 Prozent mit ungenügend. „Das sind insgesamt die schlechtesten Umfragewerte, die wir je erhoben haben, da gibt es nichts schön zu reden,“ erklärte Landers, der weiter ergänzte: „Das Problematische an der momentanen Situation ist, dass es an allen Ecken und Enden brennt. Es gibt praktisch keinen Bereich, der von der einbrechenden Nachfrage und den Tiefstpreisen nicht betroffen wäre. Während es bei vorangegangenen Konjunkturabschwüngen meist so war, dass der Export eine stabilisierende Funktion hatte, ist gegenwärtig auch von dieser Seite keine Unterstützung zu erwarten.“ Insgesamt haben sich die wirtschaftlichen Rahmendaten nach Angaben des bvse fundamental zum Negativen gedreht. Dazu gehöre auch die schlechte Nachricht, dass inzwischen die ersten Meldungen von Entlassungen und sogar Insolvenzen eingegangen seien. Steigende Entsorgungskosten für Wirtschaft und Bürger Die Entsorgungskosten werden für Wirtschaft und Bürger steigen. Grund ist die wegbrechende Nachfrage nach Sekundärrohstoffen, wie der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. auf seiner Jahresbilanzpressekonferenz nun berichtete. „Die Lage auf den Sekundärrohstoffmärkten war zum Jahresende bedrohlich und ist immer noch sehr ernst. Die Preise für Altpapier, Altkunststoffe und für Schrotte sind in sich zusammengefallen. Einen solchen Absturz ins Bodenlose, beim Altpapier - innerhalb von zwei Monaten von 60-80 € auf 0 bis 10 € - hat es noch nicht gegeben. Das hat dann wirklich nichts mehr mit dem normalen „Auf und Ab“ der Rohstoffmärkte zu tun“, machte Burkhard Landers deutlich. Die Kunststoffverwerter stehen nach Verbandsangaben derzeit „massiv unter Druck". Die Geschäfte standen Ende letzten Jahres still, so dass sich zeitweise noch nicht einmal mehr ein Marktpreis bilden konnte. Die Kunststoffaufbereiter und Kunststoffverarbeiter begegneten der Wirtschaftskrise durch verlängerte Betriebsferien. Revisionen und Wartungen wurden vorgezogen. Im Markt waren neben den deutlichen Preisrückgängen auch Auftragsstornierungen festzustellen. Der Preisverfall betrifft sowohl die Altkunststoffe als auch die Recyclate. Die geringe Nachfrage und die verfallenden Neuwarepreise bringen die bestehenden Sekundärmärkte durcheinander. Burkhard Landers: „Wenn man diese wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betrachtet, ist klar, dass viel Anpassungsbedarf besteht. Die Entsorgungskosten für unsere Kunden, hier vor allem die gewerbliche Wirtschaft, werden steigen. Teilweise sind natürlich schon Anpassungen vorgenommen worden; wo dies aufgrund der vertraglichen Situation noch nicht möglich war, wird dies nachgeholt werden müssen." Gleiches gilt aber auch für die Müllgebühren, die die Bürgerinnen und Bürger zu tragen haben. Die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger werden ihre Gebührenkalkulation ebenfalls auf eine neue Grundlage stellen müssen, vermutet der bvse, denn Einnahmen aus dem Sekundärrohstoffgeschäft, die die Gebührenhaushalte bisher entlastet haben, fallen nun weg. "Gerade die Kommunen, die beispielsweise die Altpapierentsorgung ohne Beteiligung privater Unternehmen erledigen, werden – vielleicht schon im laufenden Jahr – aber ganz sicher im nächsten Jahr, an Gebührenerhöhungen vielfach nicht vorbeikommen," befürchtet Landers. Markt für Altkunststoffe 2008/2009 Der Boom der zurückliegenden drei Jahre ist für das Kunststoffrecycling zum Erliegen gekommen. Insgesamt konnte das Wirtschaftsjahr 2008, trotz des Einbruchs im letzten Quartal, meist positiv abgeschlossen werden. Dabei wurde die Kunststofferfassungsmenge um 3 Prozent gesteigert. Die Erlöse waren jedoch, bezogen auf das gesamte Jahr 2008, um 2,5 Prozent rückläufig; dies ist vor allem den deutlich gestiegenen Kosten für Energie und Löhne zuzurechnen. Das Erfassen und Sortieren von Kunststoffen aus Verpackungen war wegen der umfassend und vertikal aufgestellten Dualen Systeme für den Mittelstand wenig attraktiv. Der nachgeschalteten Kunststoffaufbereitung und der Kunststoffverarbeitung wurden durch die Dualen Systeme enge Grenzen gesetzt; der Export von Altkunststoffen und ihre Verbrennung erhielten in zu vielen Fällen den Vorzug vor einer ökologisch sinnvolleren stofflichen Verwertung. Gegenwärtig stehen auch die Kunststoffverwerter durch die Finanz- und Wirtschaftskrise massiv unter Druck. Erste Insolvenzen wurden angemeldet, Liquiditätsprobleme machen auch gesunden Unternehmen zu schaffen, denn die Banken verweigern in dieser Krise die erforderliche Unterstützung. Im November wurde ein Preisspiegel für Altkunststoffe ausgesetzt, das Marktgeschehen kam weitgehend zum Erliegen. Kunststoffaufbereiter und Kunststoffverarbeiter begegneten der Situation durch verlängerte Betriebsferien. Revisionen und Wartungen wurden vorgezogen. Im Markt waren neben den deutlichen Preisrückgängen auch Auftragsstornierungen festzustellen. Der Preisverfall betrifft sowohl die Altkunststoffe als auch die Recyclate. Die geringe Nachfrage und die verfallenden Neuwarepreise bringen die bestehenden Sekundärmärkte durcheinander. Eine Zwischenstabilisierung und leichte Erholung des Kunststoffmarkts wird für den Februar und März erwartet. Auch der Fernostexport war ab November 2008 mit wenigen Ausnahmen zum Erliegen gekommen. Ware, die bereits verschifft war, wurde unterwegs oder noch nach Ankunft neu verhandelt bzw. von den Kunden nicht mehr abgenommen. Die Abnehmerseite konnte dann die Preise fast willkürlich bestimmen. Andere Fernostmärkte als diejenigen Chinas zeigten ebenfalls kaum noch Interesse an Altkunststoffimporten. Das Exportgeschäft verzeichnet ab Anfang Februar eine leichte Belebung in der Hoffnung auf ein Anspringen des Marktes nach dem chinesischen Neujahrsfest. Die Margen im Handel und Makeln sind inzwischen sehr eng, wodurch allerdings der internationale Warenaustausch leidet. Für das Wirtschaftjahr 2009 wird eine um fünf Prozent abnehmende Kunststofferfassung erwartet. Mit weiter deutlichen Preisnachlässen ist zu rechnen. Teilweise haben sich die Preise mehr als halbiert. Marktbereinigungen werden durch Unternehmensaufkäufe und Insolvenzen vorgenommen. Die Überkapazitäten bei der PET-Verwertung werden durch Anlagenstilllegungen noch weiter abgebaut. Hochwertige Recyclate werden sich weiterhin gut am Markt absetzen lassen. Der Warenwert der Recyclate wird auch durch deren Verhältnis zu den Primärmaterialien bestimmt. Absatzbestimmend ist hier der Preisunterschied zur Neuware. Verwerter, die gleich bleibende hohe Qualitäten liefern, haben gute Marktchancen. Die Aufbereitung von Kunststoffabfällen zu Ersatz- bzw. Sekundärbrennstoffen wird, als Alternative für die monopolisierten Energieträger Gas und Erdöl, weiter an Bedeutung gewinnen. Der verbrauchernahe Konsum (Lebensmittel, Möbel, Elektronikgeräte) zeigt bisher kaum Rückgänge, wodurch der anteilige Kunststoffverbrauch für Verpackungen und in den Produkten weiterhin nachgefragt wird. Dies wirkt sich stabilisierend auf die Nachfrage nach Recyclaten aus. |
Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Bonn
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