25.08.2003 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
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Elektrogeräte müssen bis Ende des Jahres 2006 recyclingfähig sein. Um die künftig vorgeschriebenen Wiederverwertungs- und Recyclingquoten von 50 bis 80 Prozent zu erreichen, müssen auch die Kunststoffgehäuse recycelt werden. Wie das gehen kann, zeigt das Pilot-Projekt "RegioPlast". Zeitungen aus Altpapier, Flaschen aus Altglas, Zäune aus Altmetall - ein gewohntes Bild. Doch wie steht es mit dem Recycling von Elektro-Altgeräten? Spätestens ab August 2005 - so die EU-Kommission - müssen Hersteller ausrangierte elektrische und elektronische Geräte zurücknehmen und recyceln. Je nach Produktgruppe gelten dann Wiederverwertungs- und Recyclingquoten von 50 bis 80 Prozent. Das ist kaum zu schaffen, ohne auch den Kunststoff anzupacken, aus dem die Gehäuse bestehen. Bisher schreckte die Recycling-Branche allerdings vor der mühsamen Trennung der oft noch zusätzlich mit Giften kontaminierten Kunststoffe zurück. Das Problem: Die Schadstoffverschleppung ließ sich nicht ohne Weiteres mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand in den Griff bekommen. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA (www.ipa.fraunhofer.de) in Stuttgart hat nun in einem Pilotprojekt gezeigt, dass sich der Aufwand dennoch bezahlt machen kann - nicht nur für die Umwelt. Der Preis für den aufbereiteten Kunststoff schlug den der Neuware um einige Prozent, und das sogar bei der Billigsorte Polypropylen. Und die Zeit arbeitet für die ökologische Alternative: Steigt der Ölpreis, wie zu erwarten ist, so verteuert sich die Neuware und macht damit den Re-Mix konkurrenzfähig. Beim sechsmonatigen Pilotversuch "RegioPlast" ging es darum, eine Kooperation verschiedener Betriebe anzustoßen und den Partnern exakte Regieanweisungen an die Hand zu geben. Dazu hat das IPA ein regionales Netzwerk aus Demontagefirmen, Aufbereitungsunternehmen, Kunststoffverwertern, Kunststoffverarbeitern und Geräteherstellern geknüpft. Das letzte Glied der Kette war die Bauknecht Hausgeräte GmbH. Die Firma ließ Transportsicherungen aus Recycling-Kunststoff für ihre Waschmaschinen fertigen. Als Ausgangsmaterial dienten ausrangierte Geräte des Reinigungs-Spezialisten Kärcher sowie Kaffeemaschinen aus der kommunalen Entsorgungsschiene. Dank dieser Beschränkung erreichte der Öko-Verbund eine Sortenreinheit von 98 bis 99 Prozent. Auch war das gewonnene Recycling-Polypropylen weitgehend frei von Schwermetallen und Flammschutzmitteln, da kontaminierte Kunststoffteile im Sortierbetrieb an der Farbe erkannt und aussortiert wurden. Der baden-württembergische Umwelt- und Verkehrsminister Ulrich Müller, der den Pilotversuch mit 35.000 Euro gefördert hat, wertete das Ergebnis als "großen Erfolg". Auch Bauknecht ist von der Öko-Alternative überzeugt und wird weiterhin für die Transportsicherungen seiner Waschmaschinen auf Kunststoff aus zweiter Hand setzen. Nach Ansicht der Fraunhofer-Experten eignen sich neben Polypropylen (PP) vor allem Arcylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer (ABS), Polycarbonat (PC) und Polystyrol (PS) für eine werkstoffliche Verwertung, weil sie in vielen elektrischen Geräten in größeren Mengen stecken. "Hochpreisige Kunststoffe sind interessant", meint Markus Hornberger. Der IPA-Projektleiter denkt dabei etwa an Polybutylenterephthalate (PBT), die für Druckerpatronen verwendet werden und fast zwanzigmal so viel kosten wie PP. Besondere Kompetenzen bei der Wiederverwertung von Kunststoffen hat das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT in Pfinztal bei Karlsruhe. Das ICT erarbeitet nicht nur komplette Recyclinglösungen, sondern entwickelt auch verwertungsgerechte Produkte und Materialien. Recycling ist umso dringender, als die Verbraucher immer mehr Elektrogeräte benutzen - und immer schneller durch neue ersetzen. Ein Heimcomputer landet meist schon nach sechs Jahren auf dem Müll, ein Fernseher im Schnitt nach zwölf Jahren. Damit der Schrott nicht zum Ausschlachten nach Fernost verschoben wird und sich dort auf giftigen Müllhalden stapelt, führt kein Weg an der Verwertung im eigenen Land vorbei. Hornberger ist optimistisch, dass die EU-Direktiven die Ökowende beschleunigen. Allerdings lassen sich längst nicht alle Kunststoffe wieder verwenden. Schätzungen, welcher Anteil vom gesamten Aufkommen in die Kreislaufwirtschaft fließen kann, streuen erheblich und reichen bis zu 30 Prozent. Hornberger ist realistisch: "Ich wäre mit drei Prozent zufrieden, fünf Prozent wären super." Entsorga 2003, Köln, 23.-27.9.2003, Halle 12.2, Stand F40 |
Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, Stuttgart
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