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14.06.2019, 15:22 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten    

bvse: Gute Rahmenbedingungen für das Kunststoffrecycling gefordert

Die Verwendung von Kunststoffen steht gegenwärtig heftig in der Kritik. Keine guten Vorzeichen für den 22. Internationalen Altkunststofftag, den der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung mit seinem Fachverband Kunststoffrecycling am 4. und 5. Juni 2019 in Bad Neuenahr veranstaltete (siehe auch plasticker-News vom 06.06.2019). In den davor liegenden Wochen und Monaten hat die europäische und die deutsche Politik eine Reihe von Forderungen und Entscheidungen öffentlich gemacht. "Hier sind durchaus richtige Wege beschritten worden, wie etwa die verabschiedete EU-Kunststoffstrategie, wonach ab 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recyclingfähig sein sollen", erklärte Dr. Dirk Textor, Vorsitzender des bvse-Fachverbandes Kunststoffrecycling.

Manch andere Entscheidungen jedoch hätten eher Symbolcharakter und dienten mehr der politischen Gewissensberuhigung als der Lösung durchaus vorhandener Probleme, hieß es in Bad Neuenahr.

Einig war man sich in der Beurteilung, dass weder Klima- noch andere Umweltprobleme dadurch zu lösen sind, dass der Einsatz von Kunststoffen diskreditiert wird. "Es wäre ein Irrsinn zu glauben, dass wir überhaupt ohne Kunststoffe in einer modernen und nachhaltigen Welt leben könnten und diesen Eindruck sollten wir auch nicht erwecken", betonte Textor in einem Pressegespräch.

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Mit der Kritik rund um das Thema Kunststoffe müsse man sich aber in großer Ernsthaftigkeit beschäftigen. Es sei völlig inakzeptabel, wenn Abfälle in Länder exportiert werden, die nicht in der Lage sind, diese Abfälle nach dem Stand der Technik zu verwerten und die so die Umwelt belasten. Textor: "Das bedeutet dann aber auch, dass wir in Deutschland und Europa unsere Hausaufgaben machen müssen und die erschöpfen sich nicht darin, Kunststoff-Strohhalme oder Plastiktüten zu verbieten."

Ganz oben auf der To-do-Liste stehen für den bvse der Aufbau neuer Recyclingkapazitäten sowie die Modernisierung vorhandener Anlagen. Nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können auch die notwendigen Investitionen in aufwendige und teure Anlagentechnik gestemmt werden, ergänzte bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock. "Unsere Unternehmen haben schon lange genug mit hohem Risiko Pionierarbeit geleistet, damit muss nun Schluss sein! Der Mittelstand muss und wird in die Zukunft investieren. Das muss aber Hand und Fuß haben. Einen existenziellen Blindflug können sich unsere Unternehmen nicht leisten", erklärte Rehbock.

Deshalb sollte die europäische und deutsche Politik nicht nur Verbote aussprechen, sondern ihrem Gestaltungsauftrag gerecht werden und die Rahmenbedingungen für mehr Recycling und Nachhaltigkeit schaffen. Textor: "Wir benötigen mehr Recyclingkapazitäten und auf das Recycling angepasste Rahmenbedingungen. Deshalb plädiert der bvse ganz klar dafür, steuerliche Investitionsanreize für Recyclinganlagen zu setzen und europaweit neue und qualitativ anspruchsvolle Recyclingkapazitäten zu schaffen."

bvse-Vizepräsident Herbert Snell wies noch auf einen anderen Aspekt in Bad Neuenahr hin. Das Kunststoffrecycling vermindere den Bedarf an Rohöl und zwar zweifach, einerseits durch Einsparen von Neukunststoffen und anderseits durch Einsparen von Energie. 1,88 Mio. t an Recyclaten würden die gleich Menge an Neuware ersetzen. Darüber hinaus sei die Energieeinsparung nicht zu vernachlässigen. Beim Kunststoffrecycling werde nur 33 bis 50 Prozent der Energie verbraucht, die bei der Herstellung von Neuware aufzubringen wäre. Und schließlich sei hier die CO2-Einsparung zu nennen. Die CO2-Einsparung durch das Kunststoffrecycling sei erheblich. Jede Tonne Recyclingkunststoff, die anstelle vergleichbarer Neuware zum Einsatz kommt, vermeide spezifisch zwischen 1,45 t und 3,22 t klimarelevante Treibhausgase in Form von CO2-Äquivalenten.

Für Herbert Snell ist daher klar, dass das Recycling von Kunststoffen einen beachtlichen Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen und zur Ressourcenschonung leistet. Herbert Snell: "Wir sind daher dezidiert der Meinung, dass die Politik diese Klimaschutz-Stellschraube nutzen sollte. Darum sollten den Kunststoffverarbeitern, die statt Neuware Recyclate einsetzen, eine Vergütung für die damit erzielte CO2-Einsparung erhalten." Gleichzeitig, so führte der bvse-Vizepräsident aus, würde damit eine zielgerichtete Förderung des Recyclateinsatzes einhergehen. "Als Finanzierungsmöglichkeit bietet sich unserer Meinung nach der EEG-Topf an, da er dem gleichen Zweck dient, nämlich der CO2-Einsparung", erklärte Herbert Snell abschließend.

Weitere Informationen: www.bvse.de

Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Bonn

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