27.02.2023, 06:04 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Neste, Uponor, Wastewise und Borealis ist es gelungen, Rohre aus vernetztem Polyethylen (PEX) herzustellen, deren Rohstoff aus chemisch recycelten postindustriellen Kunststoffabfällen gewonnen wurde. Die Abfälle stammen dabei aus der Herstellung von PEX-Rohren. Wie es in einer Presseinformation weiter heißt, wurde dabei eine Massenbilanzierung angewandt, die gemäß dem ISCC Plus-Standard (International Sustainability & Carbon Certification Plus) zertifiziert ist. Die Partnerunternehmen gehen davon aus, dass das Projekt zu den ersten Anwendungen des chemischen Recyclings von PEX zählt. PEX-Rohre leisten aufgrund ihrer Robustheit, Temperaturbeständigkeit und Langlebigkeit einen wichtigen Beitrag zu energieeffizientem Heizen und sicheren Sanitärinstallationen. Die vernetzten Polymerketten machen es jedoch nahezu unmöglich, sie mit herkömmlichen Technologien zu recyceln. Das Projekt zeigt, dass chemisches Recycling den Kreislauf für schwer recycelbare Kunststoffabfälle schließen kann, indem es diese zu hochwertigen Kunststoffen verarbeitet. Mit ihnen können anschließend neue Produkte der gleichen Qualität und mit den gleichen Eigenschaften hergestellt werden, wie sie die Produkte im ersten Leben hatten. Im Rahmen der Zusammenarbeit setzt Wastewise seine neuartige chemische Recyclingtechnologie auf Basis von Pyrolyse ein, um Industrieabfälle aus der Herstellung von PEX-Rohren bei Uponor zu verflüssigen und die Kunststoffe wieder in ihre Grundbausteine aufzuspalten. So entsteht ein dem Rohöl ähnliches Zwischenprodukt. Diese Flüssigkeit wird dann in der Ölraffinerie von Neste im finnischen Porvoo mitverarbeitet und zu recyceltem Neste RETM veredelt, einem hochwertigen Drop-in-Rohstoff für die Herstellung neuer Kunststoffe. Borealis beschickt seinen Steamcracker mit diesem Rohstoff und polymerisiert ihn anschließend zu Polyethylen, das zum chemischen Recyclingportfolio „Borcycle“ C von Borealis gehört. Aus dem Polyethylen stellt Uponor schließlich neue PEX-Rohrsysteme her, die dann in der Bauindustrie für Sanitär-, Heizungs-, Lüftungs- oder Klimaanlagen eingesetzt werden können. Sie eignen sich selbst für sensible Anwendungen mit hohen Anforderungen, etwa für Trinkwassersysteme. Die gesamte Wertschöpfungskette kann über die ISCC Plus zertifizierte Massenbilanzierung verfolgt werden. Dank des Engagements der beteiligten Parteien, Kreislauflösungen für Polymere voranzutreiben, und aufgrund des Drop-in-Charakters des Ansatzes waren die Projektpartner in der Lage, die Wertschöpfungskette in relativ kurzer Zeit aufzubauen. Vom Beginn des Projekts bis zur Produktion der ersten Rohre aus chemisch recycelten PEX-Abfällen seien kaum mehr als sechs Monate vergangen. Die Kooperation bietet Potenzial für die weitere Zusammenarbeit über Produktionsabfälle hinaus: Die PEX-Rohre von Uponor wurden auch bisher bereits unter dem Gesichtspunkt der Ressourceneffizienz optimiert, indem ihre Wandstärke reduziert und die Lebensdauer erhöht wurde. Am Ende ihres langen Lebens ist das mechanische Recycling bisher die erste Option zur Wiederverwertung. Dies bedeutet aber auch ein Downcycling der Materialien, z.B. in andere Baustoffe oder Gegenstände wie Hockeyschläger. Durch chemisches Recycling hingegen können ausrangierte PEX-Rohre wieder in neue Rohre verwandelt werden. Für die Zukunft wollen die Partner weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit prüfen. Neben der Erweiterung des Pools an geeigneten Abfällen könnte dies auch höhere Recyclingmengen betreffen. Weitere Informationen: |
Borealis AG, Wien, Österreich
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