03.05.2021, 15:15 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
Alle Partner der Wertschöpfungskette der Kunststoffrohr-Industrie - an deren Ende die Hersteller von Kunststoffrohren, -bauteilen und –fittingen stehen - sehen sich aktuell mit extremen Herausforderungen konfrontiert. Neben einer stark eingeschränkten Verfügbarbarkeit von Rohstoffen und Rohrwerkstoffen für alle Partner, seien auch signifikante Preissteigerungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu beobachten. Dies betrifft alle Stufen der Wertschöpfung für Kunststoffrohre aus den Werkstoffen PE, PP und PVC. Der Kunststoffrohrverband e.V. (KRV) stellt weiter fest, dass extreme Herausforderungen in allen Bereichen der Lieferkette bestehen. Zwar würden alle Beteiligten unter Hochdruck daran arbeiten, die sich daraus ergebenen Risiken für ihre Kunden zu minimieren, weisen aber auch auf den erheblichen wirtschaftlichen Druck hin, der die gesamte Branche belastet. Die Kunststoffrohr-Industrie blickt daher mit großer Besorgnis auf die drohenden Rohstoffengpässe und die Vielzahl von Force Majeure-Meldungen, die Rohstoffhersteller in den letzten Wochen für PP, PE und PVC ausgerufen hätten. Zum Hintergrund Die Gründe für die aktuell so angespannte Lage der Kunststoffverarbeiter seien vielfältig und vielschichtig zugleich: Die Covid-19-Pandemie führte weltweit zu einem Ungleichgewicht bei Angebot und Nachfrage von Kunststoffprodukten. Dieses hätte vornehmlich daraus resultiert, dass Asien, speziell China, bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020 auf den Wachstumspfad zurückgekehrt sei und die Nachfrage nach Rohstoffen dort entsprechend früher als in Europa oder den USA gestiegen sei. Dies hatte nicht nur einen erheblichen Abfluss von Rohstoffen in den asiatischen Raum zur Folge, sondern führte zudem zu einem sehr starken Anstieg der Fracht- und Logistikkosten, die die Branche nach wie vor belasten. Verschärft wurde die Situation Anfang des Jahres durch massive Anlagenausfälle auf Seiten der Rohstoffhersteller infolge des Wintereinbruchs in weiten Teilen der USA, die eine schwere Belastungsprobe für die ohnehin angespannten Lieferketten darstellten und bis heute die Belieferung europäischer Kunden mit Produkten aus den USA nachhaltig beeinträchtigen würden. Weiteren Druck auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen bringen zudem die geplanten, technisch erforderlichen oder regulatorisch vorgeschriebenen Wartungsarbeiten in europäischen Anlagen sowie die Force-Majeure-Meldungen zahlreicher Kunststoff-Hersteller, die Produktionsausfälle in erheblichem Ausmaß befürchten lassen. Ursachen der Preissteigerungen in der Kunststoffrohr-Industrie Die Ursachen der Preissteigerungen im Bereich der Kunststoffrohr-Industrie seien daher nicht monokausal zu begründen, sondern das Ergebnis mehrerer, zusammenwirkender Aspekte, die sich in ihrer Gesamtschau wie folgt darstellen: Rohstoffe/Ausgangsstoffe (Naphtha) Ein entscheidender Faktor ist die Preissteigerung im Bereich der Ausgangsstoffe. Durch die Prozesse in den Raffinerien werden Produkte wie Ottokraftstoff, Dieselkraftstoff, Heizöl oder Kerosin gewonnen. Parallel fallen für die chemische Industrie Rohstoffe wie Flüssiggas, Naphtha und Mitteldestillat an. Da der Bedarf an Automobil-Kraftstoffen und Kerosin in den letzten Monaten u.a. aufgrund der Corona-Krise gesunken sei, hätten sich auch die Produktionsmengen für Naphtha (als Rohstoff für die Kunststoffproduktion) nach unten entwickelt, was eine Preissteigerung zur Folge hatte. Zwischenprodukte (Monomere) Aufgrund der Preissteigerungen bei den petrochemischen Ausgangsstoffen/Rohstoffen (Naphtha) für die Kunststoffherstellung seien auch beispielsweise die Kosten für Ethylen, dem Zwischenprodukt für Polyethylen und Polyvinylchlorid, sowie für Propylen, dem Zwischenprodukt für Polypropylen, entsprechend gestiegen - im ersten Quartal 2021 sogar im zweistelligen Prozentbereich. Rohrwerkstoffe (Polymere) Infolge der Preiserhöhungen bei den Rohstoffen und Zwischenprodukten seien im ersten Quartal 2021 auch die Preise für Rohr-Kunststoffe in Europa durchweg stark gestiegen. Dies gelte neben PE, PP und PVC auch für andere Rohrwerkstoffe. Einsatz von Rezyklaten Da ein Ausweichen auf Recyclingmaterialien für Kunststoffrohranwendungen nur begrenzt möglich sei, könnten die Preissteigerungen auch nicht durch das Ausweichen auf Alternativmaterialien wie Rezyklaten abgefedert werden. Denn für viele sicherheitsrelevante Druckanwendungen verhindern gesetzliche Sicherheitsvorschriften, technische Regelwerke und hohe Qualitätsanforderungen derzeit einen breiteren Einsatz von Rezyklaten. Auch seien Rezyklate vielfach noch nicht in ausreichenden Mengen in gleichbleibender Qualität verfügbar. Dies habe zur Folge, dass die Preissteigerungen die Kunststoffrohr-Industrie stark treffen. Logistik Hinzukomme, dass der Einbruch des Welthandels zu Beginn der Covid-19-Pandemie und die im vierten Quartal 2020 sprunghaft wieder angestiegene Nachfrage zu teils chaotischen Situationen im Frachtgeschäft geführt haben: Vielfach fehle es an Containern, die infolge der Pandemie in den falschen Häfen gestrandet seien. Das knappe Angebot und die starke Nachfrage nach Frachtkapazitäten hätten beispielsweise die Containerpreise auf der Strecke Asien-Europa seit Ende 2020 um mehr als 400 Prozent ansteigen lassen. Importe von Rohstoffen oder Rohrsystemen könnten die Produktionsausfälle in Europa nicht ausgleichen. Weitere Informationen: www.krv.de |
Kunststoffrohrverband e.V., Bonn
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