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15.05.2008 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

Russland: Bauboom hebt Nachfrage nach Kunststoffrohren

Neue Kapazitäten geplant / Ausländische Konzerne wollen Markt erobern / PVC-Rohre auf dem Vormarsch

Der Markt für Kunststoffrohre in Russland wächst, die Importe steigen und die Hersteller erhöhen die Produktion Jahr für Jahr mit zweistelligen Wachstumsraten. Trotzdem bleiben sie hinter ihren Möglichkeiten zurück. Schuld daran ist die oftmals schlechte Ausrüstung, die zur Produktion in Russland verwendet wird. Vier Branchenunternehmen planen in den kommenden Jahren Kapazitätserweiterungen, auch ausländische Konzerne haben den Markt im Visier. Das birgt Chancen für deutsche Unternehmen. (Kontaktanschriften)

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Die Produktion von Kunststoffrohren aus Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyvinylchlorid (PVC) hat sich von 2000 bis 2007 verfünffacht und belief sich 2007 auf 321.000 Tonnen. Noch stärker ist in den vergangenen Jahren der Import gestiegen. Das Marktvolumen betrug 2007 knapp 390.000 Tonnen. Im Vergleich zu 2006 ist das ein Plus von 32%. Gemessen an Westeuropa, Japan oder Nordamerika und an den Entfernungen in Russland müssten achtmal so viele Kunststoffrohre verlegt werden als dies bis dato der Fall ist, glauben Branchenexperten. Sie prognostizieren daher, dass die Nachfrage weiter steigen wird. Nicht nur die zahlreichen Neubauvorhaben im Land dürften den Umsatz mit Kunststoffrohren ankurbeln, sondern auch Modernisierungen bestehender Immobilien.

Der überwiegende Teil (78%) der in Russland gefertigten Kunststoffrohre ist aus Polyethylen. Die wichtigsten Produzenten sind die Gruppe Poliplastik, die Holding Polimernye truboprowodnye sistemy, OAO Kasanorgsintes und die Holding Sapsibgasprom. PP-Rohre kommen auf einen Marktanteil von 12%, PVC-Rohre von 10%. Der Grund für die geringe Verbreitung von PVC- und PP-Rohren in Russland liegt an der im Gegensatz zu Polyethylen komplizierten Technik, die für die Produktion notwenig ist und daran, dass beispielsweise PVC-Abwasserleitungen in Russland noch nicht weit verbreitet sind.

"Wir sehen ein massives Wachstum, aber nicht so starkt, wie es sein könnte", sagte Fares Kilzie auf der zweiten Moskauer Internationalen Creon-Fachkonferenz für Kunststoffrohre. Der Präsident der Marktforschungsfirma Creon nannte die oftmals falsche Ausrüstung als eine der Ursachen, weshalb die Branche ihrem Potenzial hinterherhinkt. Diese Meinung teilt auch Miron Gorilowski, Präsident der Holding Poliplastik. Der Konzern ist der größte Hersteller von Kunststoffrohren in Russland. Im Lande gibt es kaum eigene Hersteller von Maschinen und Anlagen zur Produktion von Kunststoffrohren. Die Technik kommt daher zum Großteil aus dem Ausland. In den vergangenen Jahren seien häufig asiatische Maschinen und Anlagen beschafft worden, sagte Gorilowski auf der Fachkonferenz. "Das endete oft in einem Fiasko."

Deswegen setzen immer mehr russische Unternehmen auf Technik aus Europa und vor allem aus Deutschland. Wie etwa der PVC-Rohrhersteller Adelant. Im Dezember 2007 hat die Firma eine Extruderlinie zur Produktion von Kunststoffrohren mit einem Durchmesser von 16 bis 50 mm in Betrieb genommen. Der Hersteller: Krauss Maffei mit Firmensitz in München.

Russland dürfte in den nächsten Jahren die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen aus dem Westen weiter erhöhen. Schließlich stehen einige Firmen vor Ort vor großen Investitionen. So planen die Unternehmen Polyplastik und Gasturboapparat in den kommenden Jahren Kapazitätserweiterungen, sagte Tamara Chasowa, Vizedirektorin und Chefanalystin von Creon im bfai-Interview. Auch Plastprofil wolle künftig investieren. Die Mega-Grupp habe vor, in Tjumen ein neues Werk zu bauen. Dort produziert das Unternehmen heute bereits PP-Rohre.

Auch internationale Akteure haben den russischen Markt im Visier. So will der Konzern LyondellBasell mit einer Produktion im nordrhein-westfälischen Wesseling seine Polypropylen-Kapazitäten in Russland ausbauen. Sabic, der weltweit viertgrößte Hersteller von Polyolefinen, will in Russland künftig einen Marktanteil von 20% erreichen. Sabic produziert unter anderem in Gelsenkirchen.

Während die Importe von Rohren aus Polyethylen und Polyvinylchlorid in den vergangenen Jahren verhaltene Zuwachsraten vorwiesen, explodierten die Einfuhren von PP-Rohren regelrecht. Von 2000 bis 2007 stiegen diese Importe um das Zwölffache. Branchenexperten wie Gorilowski prognostizieren für die kommenden Jahre einen ähnlichen Vormarsch von PVC-Rohren in Russland.

Mittelfristig gibt es vor allem bei zwei- und dreischichtigen Kunststoffrohren ein riesiges Wachstumspotenzial. Vor vier Jahren wurden erstmals mehrschichtige Rohre in Russland produziert, heute gibt es gerade einmal zehn Hersteller am Markt. Diese Nische befindet sich erst am Anfang des Entwicklungsstadiums, während die Aussichten für eine permanent steigende Nachfrage als sehr positiv eingeschätzt werden. Die Angebotsseite wird sich darauf einstellen: Während 2007 noch 10.000 Tonnen zwei- und dreischichtige Kunststoffrohre produziert wurden, dürften es 2012 bereits 50.000 bis 60.000 Tonnen sein. Von dieser Entwicklung geht der Branchenprimus Poliplastik aus.

Der Branche stehen nicht nur hinsichtlich der Produktpalette Veränderungen bevor, sondern auch strukturell. Während die großen Unternehmen weiterhin wachsen, dürfte es für die kleinen Produzenten immer schwerer werden, den Anforderungen des Marktes nach hohen Serviceleistungen und steigenden Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. "Entweder sie steigen auf zu mittelgroßen Unternehmen, oder sie gehen unter", prognostiziert Gorilowski.

Kontaktanschriften:

ZAO Creon
Präsident: Dr. Fares Kilzie
Prosp. Universitetskij 9, 119296 Moskau / Russische Föderation
Tel.: 007 495/797 49 07, Fax: -938 00 08
info@creon-online.ru, www.creon-online.ru
Marktüberblick: Evgenia Cherepova ( Evgenia.Cherepova@creon-online.ru)

Gruppa Poliplastik
ul. Generala Dorochowa 14, 119530 Moskau
Tel: 007 495/745 68 57, Fax: -440 02 00
www.polyplastic.ru

Mega-Grupp
ul. Scherbakowa 88a, 625022 Tjumen
Tel.: 007 3452/47 77 55
megagrupp@mail.ru, www.megagrupp.ru

OAO Kasanorgsintes
ul. Belomorskaja 101, 420051 Kasan, Republik Tatarstan
Tel.: 007 843/533 99 75
market@kos.ru, www.kazanorgsintez.ru

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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