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12.09.2008 | Lesedauer: ca. 9 Minuten    

Ukraine: Kunststoffrohre und Baufolien sind gefragt

Importprodukte beherrschen den Markt / Preise steigen deutlich an

Der Bedarf an Kunststoffrohren und Baufolien in der Ukraine ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Der Markt wird von Importprodukten beherrscht. Technisch hochwertige Erzeugnisse wie Folien mit guten Diffusionseigenschaften und UV-beständige Fassadenfolien sind auf dem Vormarsch. Aufgrund der verschärften Standards für die Wärmeisolierung von Gebäuden ist auch der Absatz von Polystyrol-Hartschäumen deutlich gestiegen. Die inländischen Produzenten bemühen sich, zusätzliche Marktanteile zu erobern.

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Bei Rohren aus (Hart-) PVC für Drainage und Entwässerung einschließlich Regenfallrohren und Dachrinnen aus PVC hoffen die ukrainischen Hersteller ihren Marktanteil im Laufe der Jahre 2008 bis 2010 auf etwa 50 bis 60% des Gesamtmarkts steigern zu können. Die Importeure geben sich gelassen; sie glauben nicht an eine Erreichung dieser Zielvorgabe und billigen der einheimischen Industrie für 2010 bestenfalls 20% zu.

Wichtigster ausländischer Beschaffungsmarkt für PVC-Rohre ist Polen; zuletzt kamen mehr als 60% der Gesamteinfuhr von dort. Die ukrainische Industrie sieht sich im Preiswettbewerb im Vorteil. Mit dem Beitritt zur Europäischen Union seien in Polen die Qualitätsstandards an die geltenden EU-Norm angepasst worden, und dies verteuere die Produktion der polnischen Hersteller. Hinzu kämen die höheren Transportkosten. Im Jahr 2007 sahen sich jedoch auch die ukrainischen Hersteller genötigt, die Preise für Entwässerungsrohre aus PVC zu erhöhen. Die Preissteigerungsraten machten im Schnitt 10 bis 15% aus. Ursachen waren die Teuerung bei Rohstoffen und Energie sowie die Erhöhung des Außenwerts des Euro.

Bei den Inlandsproduzenten von Erzeugnissen aus PVC handelt es sich um die Firma "Wodostotschnyje sistemy" (Kiew; fertigt zum Teil in Lizenz Erzeugnisse der Marke Rainway), die Unternehmensgruppe "Installplast"-ChB" (Horodok, Region Lwiw/Lemberg) sowie um die Firma Mega-Plast (Luhansk). Die beiden letztgenannten Hersteller sind auf die Fertigung von Kunststoffrohren spezialisiert. Über alle drei Firmen heißt es in Händlerkreisen, dass sie bisher nicht über eingespielte Vertriebssysteme und auch nicht über landesweite Absatzkanäle verfügten und damit auch unter Vertriebsaspekten den führenden ukrainischen Importeuren und Distributeuren, die ganz überwiegend mit Erzeugnissen aus der Einfuhr arbeiteten, klar unterlegen seien.

Der Markt der Ukraine für Entwässerungsrohre aus Metallen und Kunststoffen aller Art hatte im Jahr 2007 schätzungsweise ein Volumen von 50 Mio. bis 56 Mio. US$ (Einzelhandelspreise). Gegenüber 2006 entspricht dies einer nominalen Zuwachsrate um nicht weniger als 40%. Auf dem Gesamtmarkt hielten 2007, gerechnet nach Absatzmengen, Erzeugnisse aus dem Import 40%. Ganz anders jedoch die Situation in der Produktuntergruppe der PVC-Rohre und -Rinnen; hier machte der Marktanteil der Produkte inländischen Ursprungs gerade einmal 7 bis 10% aus.

Die größten Marktanteile in der Ukraine hielten 2007 bei Entwässerungsrohren die Firmen beziehungsweise Marken Profil (Polen; 43% vom Gesamtumsatz), Hunter (Großbritannien; 23%), Plastmo (Polen; 17%), Nicoll (Frankreich; 5%), Bryza (Polen; 3%) und Galeco (Polen; 1%). Auf alle übrigen Anbieter zusammengenommen entfielen circa 8%.

Für 2008 rechnen Brancheninsider mit einer Zunahme des gesamten Einzelhandelsumsatzes in dieser Produkt-Sparte von 55,8 Mio. auf 68 Mio. bis 70 Mio. US$, das heißt um nominal 22 bis 25%, beziehungsweise in laufenden Metern von 7,04 Mio. auf 8,5 Mio.

Im Jahre 2007 entfielen 60% des Absatzvolumens bei Drainage- und Entwässerungsrohren auf Rohre aus verzinktem Stahl, 34% auf PVC-Rohre, 4% auf Kunststoff-beschichteten Stahl, 1% auf verzinkten Stahl mit PVC-Beschichtung und ebenfalls 1% auf Kupfer und andere Metalle.

Für 2008 wird mit einem weiteren Anstieg des Anteils der PVC-Rohre um sechs Prozentpunkte auf dann 40% gerechnet. Das Hinzukommen neuer Inlandshersteller gilt als wahrscheinlich. Die Firma "Arsenal-Zentr" (Kiew) will 2008 in Wassylkiw (Region Kiew) eine Anlage zur Herstellung von PVC-Rohren für Entwässerungssysteme in Betrieb nehmen. Bisher war dieses Unternehmen ausschließlich im Zinkblech-Segment tätig.

Um stattliche 37%, gemessen in qm, wuchs im Jahr 2007 die Absatzmenge von Baufolien in der Ukraine. Verkauft wurden nach 31 Mio. qm (2006) Baufolien einschließlich Unterdachfolien und -bahnen 42,5 Mio. qm (2007). Für 2008 hoffen Händler und Hersteller auf eine erneute Zunahme der Verkaufsmenge um 30% auf circa 55 Mio. qm.

Am Markt dringen technisch "intelligente" Folienprodukte mit guten Diffusions- und Sorptionseigenschaften vor, darunter Membranfolien, sowie ferner UV-beständige und bewitterungsfähige Fassadenfolien. Der Marktanteil sogenannter "Superdiffusions-Membranen" nahm zuletzt von 5% (2005) über 11% (2006) auf geschätzte 24 bis 25% (2007) zu; dementsprechend ging der Anteil herkömmlicher Baufolien von 95% (2005) über 89% (2006) auf 75 bis 76% (2007) zurück.

Zurzeit gibt es in der Ukraine erst zwei Hersteller von Baufolien. Vier größere Importeure sind am Markt aktiv. Die Importquote lag im Jahre 2007 bei wertmäßig 95%; sie war gegenüber den Vorjahren nahezu unverändert geblieben.

Belastbare Zahlen über Marktanteile einzelner Anbieter liegen nur für das Segment "Unterdachfolien" vor. Dort hielt im Jahre 2007 die Kiewer Baustoff-Handelsfirma "Euro-Isol" circa 40% Marktanteile. Nach Darstellung von Switlana Bondarenko, Geschäftsführerin von "Euro-Isol", vermarktet ihre Firma in erster Linie Erzeugnisse des tschechischen Herstellers "Juta". Es folgten der (auf Herstellung von und Handel mit Dach- und Fassadenbaumaterialien spezialisierte) ukrainische Baustoff-Konzern TPK, Kiew (20%), sowie die Firmen "Foliarex Ukraina" (Tochtergesellschaft eines polnischen Herstellers) und das ukrainische Handelshaus "Isobud" (je 8 bis 10%). Die vier genannten Firmen betätigen sich im Produktsegment Unterdachfolien sämtlich als Importeure. Alle übrigen Anbieter kamen auf zusammen 20 bis 24%.

Auf dem ukrainischen Binnenmarkt verteuerten sich Baufolien im Jahr 2007 um durchschnittlich 5 bis 12%. Wegen der hohen Importquote spielte dabei nicht zuletzt die Steigerung des Außenwerts des Euro eine Rolle. Für 2008 wird - ohne Berücksichtigung neuerlicher Wechselkurseinflüsse - mit nochmaligen Preisanhebungen in der Größenordnung von 5 bis 10% gerechnet.

Je nach Produktart und Ursprungsland bewegten sich die Preise für herkömmliche Baufolien auf dem ukrainischen Binnenmarkt Anfang 2008 zwischen umgerechnet 0,35 US$ und 0,65 US$/qm. Bei "Superdiffusionsmembranen" lagen die Preise zwischen 1,20 US$ und 4,00 US$/qm.

Vor dem Hintergrund des starken Marktwachstums halten sich Spekulationen über mögliche Ansiedlungen von Produktionskapazitäten ausländischer Hersteller in der Ukraine. Zumindest ein Investitionsvorhaben ist inzwischen bekannt geworden. Ihor Salapatow, Verkaufsleiter bei der Kiewer Vertriebsniederlassung des polnischen Herstellers Foliarex, kündigte an, sein Unternehmen werde ein Zweigwerk in der Ukraine, ausgelegt für einen Jahres-Ausstoß von 1 Mio. qm, errichten. Der Standort des Werks stehe bisher nicht fest.

Auch unter den ukrainischen Herstellern gibt es Pläne zum Kapazitätsausbau. Waleri Makarenko, Direktor des Herstellers von Bau- und Verpackungsfolien "Tandem", Kiew, bestätigte auf Anfrage, dass seine Firma den Bau eines Werks zur Herstellung von Unterdachfolien plane. Die Produktionskapazität werde 3 Mio. qm per annum betragen. Andere potenzielle ukrainische Investoren schrecken vor derartigen Investitionen zurück.

Der PVC-Membranbau steckt in der Ukraine noch in den Anfängen. Wichtigstes Einsatzgebiet sind Überdachungen mit PVC-Membranen. Das Absatzvolumen stieg zuletzt von 2,25 Mio. qm (2006) auf 3,30 Mio. qm (2007), das heißt um ansehnliche 45%. Gleichzeitig nahmen die Umsätze mit diesem Material von 19,5 Mio. US$ auf 27 Mio. US$ zu. Vom Gesamtvolumen des ukrainischen Marktes für "weiche" Dachdeckungen (2007: 67,3 Mio. qm) entfielen damit zuletzt erst knapp 5% auf Polymermembranen. Den großen Rest bestritten weit überwiegend besandete Bitumenpappen; Schätzungen von deren Marktanteil bewegen sich bei 70% und mehr.

Anbieter von (nackten oder besandeten) Dachpappen und Bitumenbahnen sehen in den Ausrüstern von Dächern mit PVC-Membranen vorläufig keine ernsthaften Konkurrenten, wenn es um "weiche" Bedachungsmaterialien geht, die gegen das Eindringen von Feuchtigkeit schützen beziehungsweise als Dampfsperren dienen. In Teilbereichen des Gewerbebaus, darunter bei der Errichtung von Montage- und Lagerhallen in Schnellbauweise, finden Polymer-Membranen als Dachdeckungen jedoch bereits recht häufig Verwendung. Der Preis für PVC-Membranen lag Anfang 2008 im Schnitt bei 11 US$/qm, während er sich bei Dachpappe zwischen 3,50 und 5,50 US$/qm bewegte.

Brancheninsider erwarten, dass der ukrainische Markt für Bedachungsmaterialien aus PVC-Membranen im Jahr 2008 und in den Folgejahren, gemessen am Absatz, mit jahresdurchschnittlichen Raten von 25 bis 30% expandieren wird.

Es gibt in der Ukraine bislang noch keinen Inlandshersteller. Die größte Markteintrittsbarriere ist das hohe Kapitalminimum für die Ausrüstung einer Anlage zur Produktion von PVC-Membranen. Außerdem fehlt es weitgehend an einer inländischen Rohstoffbasis, und eine Fertigung auf der Grundlage von Einfuhren von Vorerzeugnissen wäre kaum rentabel. Die Geschlossene AG Lukor (Kalusch, Region Iwano-Frankiwsk, früher Stanislau) plant zurzeit die erste Anlage überhaupt in der Ukraine zur Herstellung von Suspensions-PVC beziehungsweise Vinylchlorid-Homopolymer. Die Anlage werde aber voraussichtlich erst 2010 in Betrieb gehen, hieß es.

Ende 2007 waren circa zehn Importeure am Markt. Wichtigste ausländische Lieferanten waren im Jahre 2007 die Sika AG (Schweiz, Marktanteil: 35%), Alcorplan (Belgien, 25%), Fatra (Tschechische Republik, 13%), Flag (Italien, 9%), FTD (Deutschland, 7%) und Protan (Norwegen, 5%).

Mit der Einführung von Importzöllen auf expandierbares und sonstiges Polystyrol in Höhe von 6,5% auf den Zollwert mit Wirkung vom 1.1.08 hat sich die Lage der inländischen Verarbeiter dieses Kunststoffs, darunter der Hersteller von extrudierten und expandierten Polystyrol-Blöcken und -Platten sowie sonstigen Dämmstoffelementen aus Polystyrol-Hartschäumen, verschlechtert. Die Inlandsproduktion von Polystyrol lag im Jahr 2006 bei 33.670 t; weitere 34.370 t kamen aus der Einfuhr, davon 4.020 t expandierbares sowie 30.350 t anderes Polystyrol.

Der Inlandsausstoß von Polystyrol dürfte im Gesamtjahr 2007 höchstens um 1% auf 34.000 t gestiegen sein, während die Einfuhr um schätzungsweise mindestens 25% auf etwa 43.000 t zulegte. Die ukrainischen Hersteller von Dämmstoffelementen für die Bauwirtschaft verweisen darauf, dass das im Inland hergestellte Polystyrol weniger gut zur Verarbeitung tauge als der Kunststoff aus dem Import. Mit der Einfuhr von Polystyrol befasst sich neben anderen Firmen zum Beispiel DniproPlast (Kiew).

Der Markt der Ukraine für Blöcke und Platten aus Polystyrol-Hartschäumen hatte im Jahre 2007 Schätzungen zufolge ein Volumen von 3,0 bis 3,2 Mio. cbm. Dies würde eine Zunahme der Absatzmenge gegenüber 2006 um 20 bis 25% bedeuten. Wegen der Preissteigerungen bei Erdgas und anderen Primärenergieträgern gelten in der Kommunal- und Wohnungswirtschaft der Ukraine seit April 2007 verschärfte Auflagen und Standards für die Wärmeisolierung von Gebäuden.

Führende ukrainische Hersteller von Dämmmaterialien auf Polystyrol-Basis, darunter von Polystyrol-Platten und -Blöcken sowie von Sandwich-Paneelen, sind die Firmen IsoTech (Kiew) und UkrSpezTechnika (Lwiw). Verschiedene Produktionsbetriebe planen Investitionen zur Kapazitätserweiterung. Die kleine Firma "Stirohrad" in Bohuslaw im Süden der Region Kiew will - nach eigenen Angaben als eine der ersten überhaupt in der Ukraine - die Fertigung von extrudierten Polystyrol-Platten aufnehmen.

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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