14.09.2009 | Lesedauer: ca. 5 Minuten |
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"Die weltweite Wirtschaftskrise hat ihre Spuren auch in unserer Branche hinterlassen und ich gehöre nicht zu jenen, die diese Krise schon als endgültig überwunden betrachten", erklärte bvse-Vizepräsident Herbert Snell am 10. September in seiner Keynote-Speech auf dem Kongress "Zukunft Kunststoff-Verwertung 2009", der von der BKV Plattform für Kunststoff und Verwertung (www.bkv-gmbh.de) und Fraunhofer UMSICHT (www.umsicht.fraunhofer.de) veranstaltet wurde. Dennoch sieht Herbert Snell "keinen Grund zur Schwarzmalerei". Die Krise sei nicht das Ende der Kunststoffverwertung, sie eröffne vielmehr neue Chancen. Dabei erinnerte er daran, dass die Regionen in der Welt, die auf industrielles Wachstum setzen, auf eine gesicherte Rohstoffversorgung angewiesen sind. Angesichts immer knapper werdender Rohstoffreserven wird die Generierung von Sekundärrohstoffen daher seiner Ansicht nach an "strategischer Bedeutung" gewinnen. Das erkennt auch China, handelt entsprechend und deckt sich mit Sekundärrohstoffen ein. Während sich China für den nächsten Aufschwung wappnet, wird dadurch die Situation der Kunststoffverwerter in Europa weiter geschwächt. Für den bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (www.bvse.de) sei es daher "ein Gebot der Stunde", der Gewinnung von Sekundärrohstoffen Priorität einzuräumen und die Volkswirtschaft auf eine Steigerung des Einsatzes von heimischen Sekundärrohstoffen auszurichten. Das habe gute ökologische, aber vor allem handfeste wirtschaftliche Gründe. Schließlich seien Sekundärrohstoffe die einzige nachhaltige Rohstoff-Ressource, über die Deutschland und die Europäische Union in nennenswerter Menge selbst langfristig verfügen könne. Stoffliche Verwertung stärken "Das ist der Grund, warum es unserer Ansicht nach nicht ausreicht zu sagen, dass Altkunststoffe verwertet werden müssen. Es muss auch deutlich werden, dass es eine klare Rangfolge der Verwertungsoptionen geben muss und daher die stoffliche Verwertung Priorität haben sollte. Niemand will damit die thermische Verwertung verteufeln, nicht alle Qualitäten eignen sich zur stofflichen Verwertung. Aber angesichts der spürbaren Überkapazitäten von thermischen Verwertungs- und Beseitigungsanlagen, ist ein klares Regelwerk als Instrument der Rohstoffsicherung erforderlich," machte Snell deutlich und befürwortete "vernünftige Quotenvorgaben", die die werkstoffliche Verwertung von Altkunststoffen stützen und eine Initialzündung geben, damit sich Märkte entwickeln können, und eine lebhafte und wachsende Nachfrage entsteht. Diese Quoten seien notwendig, um einen "geregelten" Markt, nämlich die Abfallwirtschaft, mit ihren politischen Vorgaben und einen "freien" Markt, der aus den Sekundärrohstoffen hergestellten Produkte, abzugleichen. Mit "großer Sorge" beobachtet der bvse-Fachverband Kunststoffrecycling auch den Abfluss wertvoller Kunststoffqualitäten. Dabei sei klar, dass der bvse nicht gegen Export sei. Das wäre für ein Land wie Deutschland, das auf den internationalen Handel angewiesen ist wie kein zweites in der Welt, wirtschaftlicher und politischer Selbstmord. Aber man müsse einen fairen Wettbewerb um die Rohstoffe sicherstellen. Schlechte Situationen bei den Arbeitsbedingungen und niedrige Umweltstandards dürften dabei kein Wettbewerbsvorteil sein. In dem Vortrag wurde auch deutlich, dass die Qualitäts- und Mengensicherung für den Bereich der Kunststoffverwertung von großer Bedeutung ist. Der Schlüssel für dieses Problem liege deshalb in einem effektiven Stoffstrommanagement. Snell: "Entscheidend ist, dass sowohl die Sammel- als auch die Sortierlogistik Sekundärrohstoffe generieren müssen, die über lange Zeiträume in berechenbaren Qualitäten zur Verfügung stehen. Nur dann können die daraus gewonnenen Produkte Konstanz und Berechenbarkeit bieten, als Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Markteinführung." Dabei legt der bvse besonderes Augenmerk auf die privaten Haushalte, weil hier ungefähr 50 Prozent der Kunststoffabfälle in Deutschland anfallen. Bei der Qualitäts- und Mengensicherung müsse daher schon beim Verbraucher angesetzt werden, weil man sich darüber im Klaren sein müsse, dass bei einer Vorsortierung durch die Verbraucher eine kürzere Verfahrenskette für das Recycling benötigt werde, als bei der Anreicherung aus dem Hausmüllgemisch. Außerdem sei die Ausbeute an Recyclingprodukten mit Vorselektion deutlich besser, als ohne. Die händische Vorsortierung ist also, das hat eine Studie, die der bvse vor drei Jahren bei Prof. Dr. Thomas Pretz in Auftrag gegeben hat, eindrucksvoll erwiesen, die Voraussetzung für die Sicherung einer mengenmäßig optimalen sowie qualitativ hochwertigen Weiterverarbeitung der Kunststoffabfälle. Das erklärt, warum der bvse konsequent unter dem Aspekt der Mengensicherung und unter Wahrung höchstmöglicher Qualität der Materialien, an der getrennten haushaltsnahen Erfassung festhält. Denn eine Strategie, die die Mischerfassung fördert, werde automatisch das stoffliche Recycling zurückdrängen. „Aber auch die Hersteller von hochwertigen Ersatzbrennstoffen unserem Verband sagen ganz klar“, so berichtete der bvse-Vizepräsident in Krefeld, „dass die Heterogenität gemischt erfasster Abfälle die Produktion von guten Ersatzbrennstoffen mit definierten Eigenschaften enorm erschwert, wenn nicht gar unmöglich macht. Von daher sei die getrennte Erfassung von Altkunststoffen im Gewerbe, aber auch in den privaten Haushalten eine entscheidende Stellschraube für die Zukunft der Kunststoffverwertung in Deutschland.“ Der bvse-Vizepräsident machte in Krefeld den Vorschlag für ein enges Zusammenwirken von Kunststoffherstellung und Kunststoffverarbeitung sowie der Kunststoffverwertung, damit der industrielle Einsatz von Kunststoffen als nachhaltiger und damit umwelt- und klimafreundlicher Prozess "überzeugend dargestellt" werden kann. Dabei gebe es viele Felder einer möglichen Zusammenarbeit: Von der recyclingfreundlichen Produktgestaltung bis hin zur Ausgestaltung der neuen EU-Abfallrahmenrichtlinie, wenn es um die Frage gehe, wann das Ende der Abfalleigenschaft erreicht, also zu welchem Zeitpunkt und nach welchem Verfahrensschritt die Verwertung abgeschlossen sei. Dabei vertrat Snell die Ansicht, dass man raus aus der Defensive und gemeinsam für ein positives Image kämpfen müsse. Er kritisierte, dass es viele Kunststoffverarbeiter vermeiden, öffentlich zu machen, dass sie Recyclate einsetzten. "Sie haben Angst, dass der Kunde Qualitätseinbußen befürchtet. Da muss ein Umdenken stattfinden", zeigte sich Herbert Snell überzeugt. Mit dem Bekenntnis zum Recyclateinsatz dokumentiert der Kunststoffverarbeiter, dass er CO2 spart, Ressourcen schont und seinen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften leistet. Dies entspricht den Forderungen, die die Verbraucher heute an Produkte stellen. Schließlich eigne sich dieser Stoffstrom auch in besonderem Maße für einen zweiten und auch weitere Lebenszyklen und spare so wichtige Primärrohstoffe. Der bvse-Fachverband Kunststoffrecycling will daher, analog zum Recyclingpapier, dass bei der öffentlichen Vergabe darauf geachtet werde, dass Produkte eingekauft werden, die aus oder mit Recyclaten hergestellt werden. "Wir denken, dass damit ein Anschub zum Einsatz von Recyclingprodukten gegeben werden kann, der weit über den öffentlich-rechtlichen Bereich hinausgeht und eine bessere Akzeptanz von Kunststoffrecyclingprodukten zur Folge haben wird". |
Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Bonn
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