18.08.2010 | Lesedauer: ca. 5 Minuten |
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Im 40ten Jahr ihres Bestehens ist die Bad Oeynhausener Fennel GmbH & Co KG, Hersteller von Technischen Teilen für die Möbel-, Caravan-, Auto-, und Elektroindustrie, erneut in schweres Fahrwasser geraten. Nach dem Verlust mehrerer Kunden – darunter ein Großkunde – aus der Region spitzte sich die Situation Ende Juli kurzfristig zu, so dass Geschäftsführer Karl-August Trawny mangels Liquidität bereits am 26.07.2010 beim AG Bielefeld Insolvenz beantragen musste. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist RA Dr. Norbert Westhoff von der Bielefelder Kanzlei Stange & Westhoff, mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens wird schon zum 01.09.2010 gerechnet. Bis dahin – und aller Voraussicht nach auch darüber hinaus – wird der Betrieb normal weitergeführt. Produktion läuft unverändert – Zahlungs- und Lieferfähigkeit sichergestellt Wie ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters gegenüber dem plasticker erklärte, sei die Liquidität durch Massekredit vorläufig gesichert, alle notwendigen Materialeinkäufe dadurch möglich und die volle Lieferfähigkeit von Fennel sei wieder gewährleistet. Der Auftragsbestand sei gut und man stoße auf ein generelles Interesse von potentiellen Investoren; erste Gespräche liefen bereits. Ziel sei es jetzt, den Betrieb zu stabilisieren und in den kommenden Wochen das Unternehmen durch Umstrukturierungen wieder auf Kurs zu bringen, damit es für Investoren attraktiv ist. Zur Insolvenz-Eröffnung Anfang September soll ein Konzept vorliegen. Ob und in welchem Umfang damit eine Reduzierung der Produkt-Vielfalt und ein Abbau der Belegschaft verbunden sind, stehe noch nicht fest. Letzteres werde sicherlich auch stark von dem oder den möglichen Investoren abhängen. Betroffen sind inklusive der ehemaligen Schwestergesellschaften - wie z.B. der 2H Jara - Profile GmbH & Co KG - knapp 400 Mitarbeiter, im Stammwerk von Fennel im Stadtteil Wulferdingsen sind es gut 340, darunter rund 10% Auszubildende. Für die Monate Juni bis August erhalten die Mitarbeiter noch Insolvenzgeld. Das chinesische Tochterunternehmen von Fennel in Shanghai mit seinen rund 120 Mitarbeitern ist von der Insolvenz zunächst nicht betroffen. Schieflage trotz oder wegen hartem Sparkurs? Im Jahre 2008 verkaufte Firmengründer Bernd Fennel den damals scheinbar schon angeschlagenen Betrieb. Über die damalige Mutter, die Fennel Systems GmbH, stieg die Züricher Hansa Chemie International AG ein, welche inzwischen unter Hansa Invest & Trust AG firmiert und nach eigenem Bekunden „Tugenden wie langfristiges Denken und Planen, Zuverlässigkeit und Bodenständigkeit, sowie eine starke Verbundenheit mit Mitarbeitern und Kunden“ hoch hält. Bereits 2009 ging die Fennel Systems in die Insolvenz, sämtliche Tochtergesellschaften wurden auf die Fennel GmbH & Co KG verschmolzen, deren neuer Inhaber Mitte 2009 die in Dubai ansässige Finanzholding Deutsche Bercot Management Fz Llc. wurde, welche der Hansa Gruppe zuzuordnen ist. Wie aus Unternehmenskreisen bei Fennel verlautet, folgte der Übernahme 2008 ein harter Sanierungskurs, der zunächst Erfolg versprechend schien. So meldete Fennel noch Ende April ein positives Unternehmensergebnis für das erste Quartal 2010 und dass der damalige Investor „zum Unternehmen stehe“. Trotzdem kam es anders und der bisherige Eigentümer war nicht mehr bereit, die notwendige Liquidität zur Verfügung zu stellen, nachdem wichtige Kunden abgesprungen waren. Der Grund für den Verlust dieser Kunden liegt scheinbar zu einem wesentlichen Teil in regelmäßigen Lieferverzögerungen über einen längeren Zeitraum. Durch die schon länger nicht ausreichende Liquiditätsausstattung, welche der vorläufige Insolvenzverwalter bestätigte, kam es laut Unternehmenssprecher Cersten Hellmich zu Problemen im Einkauf. Dadurch fehlte häufig Material, weswegen Liefertermine nicht eingehalten werden konnten. Bereits in der Presseerklärung vom 28.04.2010 gab Geschäftsführer Dr. Peter Falk diese Probleme indirekt zu: „… Wir haben bis heute viele Schritte auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Belieferung eingeleitet und unsere Liefertreue im ersten Quartal 2010 um 20% gesteigert. Fennel steht kurz davor, die Bestelltermine seiner Kunden vollends zu erfüllen und sich auf Dauer wieder am Markt als zuverlässiger Partner zu etablieren. Wir haben dann die schwierigste Phase in der Unternehmensgeschichte gemeistert.“ Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass die Liefertreue seit der Übernahme der Kontrolle durch den vorläufigen Insolvenzverwalter wieder vollends gewährleistet sei. Bleibt zu hoffen, dass dies neben der nach wie vor hoch angesehenen Qualität der Fennel-Produkte dem Unternehmen hilft, die aktuelle Krise tatsächlich zu meistern. Hintergrund: Über die Fennel GmbH & Co KG Fennel gilt als ein führender Anbieter von dekorativen und technischen Teilen sowie Systemen aus Kunststoff für die Abnehmerbranchen Möbel (ca. 50% Umsatzanteil), Caravan (ca. 20%), Automotive (ca. 20%), Technik und Bau (zusammen ca. 10%). Im Stammwerk Wulferdingsen bei Bad Oeynhausen, Ostwestfalen, produziert Fennel unter anderem Griffe, Profile, Jalousiesysteme und Funktionselemente für die Möbelindustrie, ist aber auch in den Absatzbereichen Caravan & Nutzfahrzeuge, Automotive, Bau & Sanitär sowie Haushalt und Elektro vertreten. Mit der ehemaligen Fennel Technologies AG (siehe auch plasticker-News vom 7.4.2009)hat das Unternehmen außer einer historisch bedingten Namensähnlichkeit nichts zu tun. Umsatzzahlen nennt Fennel traditionell nicht, der letzte Gruppenumsatz, den die Fennel Systems GmbH als ehemalige Muttergesellschaft für das Jahr 2007 meldete, betrug rund 81 Mio. Euro, davon dürften schätzungsweise rund 60 Mio. Euro auf das Stammgeschäft der seinerzeitigen Fennel GmbH & Co. KG entfallen sein. Laut Presseberichten kam es während der Finanzkrise zu einem Umsatzrückgang um 25%. Weitere Informationen: stange-westhoff.de |
Fennel GmbH & Co.KG, Bad Oeynhausen
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